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Publikumspreis in Innsbruck

29.05.2022

COSTA BRAVA, LEBANON ausgezeichnet

Ende Mai ging in Innsbruck das 31. Internationale Film Festival IFFI über die Leinwände. Die Jury, der die Filmemacherinnen Jeanine Meerapfel (Deutschland/Argentinien) und Kateryna Gornostai (Ukraine) sowie Meret Ruggle, die Leiterin von trigon-film, angehörten, hat den brasilianischen Spielfilm «Medusa» von Anita Rocha da Silveira mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Sie schreibt: «Nach einer langen Diskussion beschloss die Jury, den Hauptpreis an einen politisch engagierten und zeitgenössischen Film zu vergeben, der die Realität eines ganzen Kontinents aufdeckt, in dem evangelikale Kirchen ihre Macht nutzen, um Unwissenheit durch Aberglauben und Gewalt zu erzwingen. In sehr starken Bildern und durch die Vermischung verschiedener Genres zeigt die Filmemacherin die Idealisierung von körperlicher und geistiger Reinheit sowie den Kampf der Frauen, ihre eigene Stimme zu finden.»

Aus dem Gesamtprogramm hat der ausser Konkurrenz präsentierte libanesische Spielfilm «Costa Brava, Lebanon» von Mounia Akl den Publikumspreis gewonnen. Die Filmemacherin erzählt von Walid und Nadine, die mit den beiden Töchtern und der kranken Mutter Beirut, dem Müll, der Korruption und den enttäuschten Hoffnungen den Rücken gekehrt haben. In Hügeln fern der Stadt haben sie sich ihr kleines Paradies geschaffen. Dies ist bedroht, als die Regierung verkündet, direkt nebenan eine Mülldeponie zu errichten. Die Familie wird erneut mit den Gründen, die sie zur Flucht aus Beirut trieben, konfrontiert. Das Familiengefüge gerät durcheinander. Akls Debütfilm besticht durch die Ausverhandlung großer politischer Positionen innerhalb einer Familie und lässt genug Raum für lustige Momente. «Costa Brava, Lebanon» ist in der Edition trigon-film auf DVD erschienen und auf filmingo.ch im Streaming zu sehen.

Die Dokumentarfilmjury, der unter anderem der Schweizer Filmemacher Stefan Haupt angehörte, hat den vietnamesischen Film «Children of the Mist» von Diem Ha Le zum Gewinner erkoren und schreibt: «Der Film nimmt uns mit in eine Region und eine Kultur, von der wir bisher nichts wussten. Er gibt uns die Möglichkeit ganz nah dran zu sein an einer Familie und an einer Tradition von beklemmender Drastik: Di, ein junges Mädchen, gerade mal Teenager, das eben noch via social media flirtet, wird , einem archaischen Ritual folgend, von ihrem gleichaltrigen künftigen Ehemann entführt. Die Filmemacherin agiert in diesem Kontext nicht als vermeintlich neutrale Beobachterin, sondern macht ihre Anwesenheit und ihre Haltung - auch fürs Publikum - kenntlich. Sie deklariert sich - und bleibt dabei emphatisch. Sie involviert sich, allerdings ohne sich je über ihre ProtagonistInnen zu erheben. Aus grösster Nähe, die sich nur herstellen lässt über Zeit, Geduld, Courage und Offenheit, gelingen so verdichtete , beklemmende, komische, erhellende Einblicke in den Lebens- und Arbeitsalltag von Di, ihren Geschwistern, Freundinnen und Eltern - und es gelingen Bilder von künstlerischer Qualität, die bleiben.»

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