Swaham
Im Gegensatz zu den immer zahlreicher werdenden Formalisten im Kino zeichnen sich asiatische Autoren noch durch einen klaren Realitätsbezug aus, freilich auch noch durch den Glauben daran, dass "ein Künstler nicht stumm bleiben darf gegenüber jenen, die vergessen wurden in einem unfreundlichen System", wie der Inder Shaji Karun das formuliert. Der hochbegabte Kameramann aus dem Südstaat Kerala hatte 1988 mit seinem Erstling "Piravi" weltweit grosses Aufsehen erregt und unter anderm am Festival von Locarno einen der Hauptpreise gewonnen. Weiter
Mendiants et orgueilleux
Der fünzigjährige Gohar, Professor für Geschichte und Philosophie, hat mit den Spielregeln der Mächtigen, mit der Lüge des Alltags gebrochen und seinen Dozentensessel an der Universität verlassen. Wie sein Freund, der Dichter, will er als Bettler leben, als anarchischer Philosoph, der nichts hat, nichts will und sich daher frei fühlt. Nur ein bisschen Haschisch braucht er. Und seinen Seelenfrieden. In einem Augenblick, in dem ihm beides fehlt, erwürgt er eine junge Prostituierte, ohne greifbares Motiv, als käme eine andere Gewalt über ihn. Weiter
Después de la tormenta
Tristan Bauers «Después de la tormenta» (Nach dem Sturm) ist zunächst einmal ein städtischer Film, aussagekräftig für mehrere Länder des Kontinents in der geschilderten Entwicklung wie in den starken Bildern zur Situation. In Bauers Film kommt der Sohn eines entlassenen Fabrikarbeiters hinter Gitter, weil er sich mit Diebereien jenes Geld besorgen wollte, das ihm der arbeitslose Vater nicht geben kann. "Arbeiter sein ist ein Unglück", hat der Vater zu seinem Sohn gesagt. Weiter
Nemuru otoko - Sleeping Man
Der Japaner Kohei Oguri lässt uns in «Nemuro Otoko» beim Anblick eines Bewusstlosen über das Leben meditieren, das Leben durch den Sterbenden neu sehen. War am Anfang doch nicht das Wort? Beim Betrachten von Kohei Oguris Film «Nemuro Otoko» (Der schlafende Mann) hat man jedenfalls das Gefühl, am Anfang müsse das Bild gewesen sein, zu dem die Menschheit erst auf dem Umweg über das Wort wieder zurückgefunden hat. Das Bild als direkte sinnliche Erfahrung, als Wahrnehmung auf der Netzhaut, das Bild als eigenständige Existenz. Weiter
Flower Island - Ilha das flores
Im Kurzfilm "Ilha das flores" (Blumeninsel) lässt uns der Brasilianer Jorge Furtado lachen, bevor uns das Lachen im Hals stecken bleibt. Drei Sätze bilden den Einstieg in den Kurzfilm "Ilha das flores" (Blumeninsel). Da heisst es zunächst im Vorspann: "Das ist kein Spielfilm". Dann, nicht minder sachlich: "Es gibt einen Ort namens Blumeninsel." Und als ob der Sachlichkeit noch nicht genug wäre, mit einem zusätzlichen Schuss Dimension: "Es gibt keinen Gott." Klar: Bei so viel Sachlichkeit ist vom ersten Moment an Ironie mit im Spiel. Weiter