Hana Yori mo Naho
Es war einmal eine sanft-humorvolle Geschichte aus dem Jahre 1702. Der junge Samurai Aoki Soza hat seinen provinziellen Heimatort verlassen und lebt nun in Japans Hauptstadt Edo, dem heutigen Tokyo, um den Mann zu suchen, der seinen Vater getötet hat. Er wohnt in einem heruntergekom-menen Mietshaus in einem armen Quartier. Seine Nachbarn sind nette Leute, die nicht einmal davon zu träumen wagen, ihrer Situation zu entkommen. Soza freundet sich mit verschiedensten BewohnerInnen an, unter ihnen ein Säufer, ein Möchtegern-Beamter, ein Lumpenhändler, ein Lebemädchen und ein Schreiber. Und er verliebt sich in die schönen Witwe Osae. Seine Aufgabe, den Vater zu rächen, hat er nicht vergessen, aber Osae und ihr Sohn vermitteln ihm ein Gefühl der Wärme und lassen ihn an der Pflicht zum Racheakt zweifeln. Soza mag sich nicht entscheiden, lebt sein Alltagsleben und bringt den Nachbarkindern Mathematik, Lesen und Schreiben bei.
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Schmunzeln über eine Epoche
Wer kann Kinder so intensiv auf die Leinwand bringen wie der Japaner Hirokazu Kore-eda? Wer sonst versteht es, sie so selbstbewusst spielen zu lassen und doch so kindlich unbeschwert? Wer sonst erzählt über den Blick eines Kindes so viel über das Leben der Erwachsenen? Noch haben wir das Meisterwerk Nobody Knows in wacher Erinnerung, in dem vier Kinder in einer Kleinwohnung in Tokyo sich selber überlassen bleiben. Auch im Spielfilm Hana spielen Kinder eine wichtige Rolle, allen voran Shinnosuke, der Sohn jener Witwe, in die sich der junge Samurai Aoki verliebt. Und wenn ich schreibe, dass Kinder eine wichtige Rolle spielen, dann muss auch gleich angefügt werden: Wer meint, ein Samuraifilm sei zwangsläufig ein Kampffilm, irrt. Hirokazu Kore-eda macht sich im Gegenteil lustig über die Epoche, in der der ehrenvolle Tod mehr bedeutet hat als das Leben.
Er setzt seine Geschichte in einem Kirschblütenfrühling zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Szene, mitten in einer verhältnismässig friedfertigen Zeit. Das gibt ihm Gelegenheit, hinter die Kulissen der japanischen Gesellschaft im alten Edo zu blicken und schmunzeln und mit einem wunderbaren Sinn für sanfte Komik das Treiben zu beobachten. Gekämpft wird nicht und wenn, dann mal mit Schlagstöcken zum Spiel. Es gibt wenige Filme, in denen wir so viel über die japanische Gesellschaft jener Epoche erfahren können in einer mehrfachen Liebesgeschichte: Das ist diese Liebe zwischen den Samurai, der eigentlich losziehen musste, den Tod seines Vaters zu rächen, und der trauhaft schönen Witwe Osae, da ist die Liebe zwischen ihm und ihrem Sohn, eine Vater-Sohn-Beziehung, von der manches Kind träumen kann, und da ist ganz einfach auch so etwas wie die Liebe zum Leben. Sie kommt in zahlreichen Kleinigkeiten aus dem mittelalterlich anmutenden Alltag Japans zum Ausdruck, sie schwingt in einzelnen Bezihungen mit und in der Leichtigkeit, mit der manch eine ernstahft wirkende Szene sich wieder auflöst. Und eben: In den Kindern.
Es gibt eine leise mitschwingende Entwicklung in Hana, die Erwachsenen zu Kindern werden lässt in dem Sinn, als sie sich nicht oder nicht mehr davor scheuen, ganz direkte Gefühle zu haben und zu zeigen, eine Unbekümmertheit auch, die im Kirschblütenfrühling so intensiv sichtbar wird. Und nicht nur dort besticht noch etwa anderes: Die Fotografie dieses Filmes: Sie erinnert mitunter an die grössten Meister der Malerei. Für Hirokazu Kore-eda, der sich bisher immer ganz heutigen Geschichten gewidmet hat, war dies der erste Abstecher in eine andere Epoche: Der Aus-flug hat sich gelohnt, sein Film ist seriös und humorvoll in einem.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
Nikkan Sports Film Awards: Best new actor San Sebastian Filmfestival
Credits
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Pressestimmen
«Vom japanischen Meister der Menschlichkeit» «Die Zeit der Samurai, der Rache und des Hasses ist vorbei. Die Quartierbewohner feiern die alten Traditionen zwar noch mit dramatischem Strassentheater aber zurgleich mit viel Ironie und Menschlichkeit. Kore-eda stellt die Samurai-Tradition und eine traditionelle Geschichte von 46 treuen Ronins, also Samurais, welche ihren Lehensherrn verloren haben, mitten in das Leben der Quartierbewohner. Er vermischt Geschichten und Geschichte, so wie sich das im alltäglichen Leben abspielt. Es geht um Veränderungen in dem Film um Lernen und um das Überkommen von sinnentleerten Verpflichtungen wie ritueller Rache. Der Film sei seine Reaktion auf die Spannungen, welche unsere Welt seit dem 11. September 2001 zu ertragen habe, sagt Kore-eda. Hana mori no hao ist ein Film, in dem diejenigen schwach werden, welche sich traditionellerweise der Stärke verschrieben haben.Und die gemeinhin Schwachen, die Menschen im Quartier, beweisen ihre Stärke gemeinsam mit Ironie und Witz und immer wieder mit grossem Gelächter. Ein wunderbarer Film ist das, und einmal mehr ein Mutmacher von Hirokazu Kore-eda, der ganz nebenbei noch einmal seine Meisterschaft mit Kinderdarstellern unter Beweis stellt.» Michael Sennhauser, Radio DRS «Dieser Film ist nicht eine Geschichte vom Übergang ins Erwachsenenalter, in der das Schwache im Kontakt mit der Wirklichkeit stark würde. Es ist eine Be-stätigung des Schwachen, das schwach bleibt. Der Sinn von ‹Schwäche› ist ja immer abhängig vom Kontext und Um-feld.» Hirokazu Kore-eda «Welches Genre er auch wählt, Kore-eda versteht es immer, sein Thema auf originelle Weise zu präsentieren. Das macht ihn zu einem der besten Regisseure des aktuellen japanischen Kinos.» www.cineasie.com «Eine überraschende Komödie in Kostümen. Nach Nobody Knows wahrt Hana einen leichten Ton voller Fantasie.» Les Cahiers du Cinéma «Eine japanische Delikatesse.» Martial Knaebel, Festivalmacher «In «Hana» («Kirschblüte») entführt uns der japanische Regisseur Hirokazu Kore-eda, der mit «Nobody Knows» zuletzt ein ebenso berührendes wie bildschönes Werk über elternlose Kinder geschaffen hat, in die japanische Gesellschaft an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Neuzeit. Mit den Mitteln der Burleske – typisierten Figuren, deftigem Humor, volkstümlich-fröhlicher Musik – erzählt er von einem scheinbaren Antihelden, der sich mit Hilfe eines Theaterstücks den Respekt der dörflichen Gemeinschaft verschafft.» Nicole Hess, Independant Pictures «Früher als die durch den Wind fallende Kirschblüte, geht mein Leben zu Ende Verzweifelt sehne ich mich nach dem vergehenden Frühling.» Fürst Naganori Asano «Kore-eda aborde les thèmes qui lui sont chers sous un jour plus optimiste que ses précédents films. Bref, quel que soit le genre, il ne renonce jamais à illustrer ses idées de manière originale. C'est ce qui en fait l'un des meilleurs réalisateurs japonais contemporainsl. » cineasie.com «Une surprenante comédie en costumes. Après Nobody Knows, Hana conserve un ton léger, fantaisiste, qui sert le propos même du scénario. » Les Cahiers du Cinéma De la difficulté d'être samouraï Hana se déroule dans le Japon médiéval du début du 18ème siècle. Excepté certaines relations restreintes avec des marchands chinois et hollandais, le Japon vit en autarcie et connaît une longue période de paix. Sa fonction première étant de combattre, le samouraï perd de son importance. Son statut social change. Sa philosophie devient superflue. Les temps sont durs. L'histoire des 47 rônins Kore-eda superpose subtilement l'intrigue principale de son film avec l'un des plus populaires récits de l'histoire du Japon, celui des 47 rônins. Après la condamnation de leur chef au suicide rituel, ceux-ci décidèrent de le venger et planifièrent leur attaque pendant plus d'une année. Ils furent condamnés au seppuku (hara-kiri) pour meurtre. « Ce film n'est pas une histoire sur le passage à l'âge adulte dans laquelle le faible deviendrait fort au contact de la réalité. C'est une affirmation du faible qui reste faible. Le sens de 'faiblesse' dépend toujours du contexte et de l'entourage.» Hirokazu Kore-eda