Lagaan
Kino zum Dahinschmelzen
Es war einmal im kleinen Dorf Champaner inmitten Indiens gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zu der Zeit also, da die britischen Kolonialherren noch das Sagen hatten. So märchenhaft müsste wohl die Erzählung einer der verrücktesten Geschichten beginnen, die je auf der Leinwand zu sehen waren. Die Dorfbewohner sollen ihren Zehnten, den Lagaan, abgeben und können das nicht, weil die Ernte ausgefallen war. In ihrer Überheblichkeit fordern die Briten sie zu einem ungleichen Kampf heraus, und bieten den Männern des Dorfes an, in einem Cricketmatch gegen sie anzutreten. Sollten die Briten gewinnen, müssen die Inder noch mehr Steuern bezahlen, gewinnen die Menschen des Dorfes, so werden ihnen die Abgaben erlassen. Nach einigem Zögern nimmt das Dorf die Herausforderung an und bereitet sich auf das spannendste Cricketspiel der Filmgeschichte vor. Werden sie gewinnen? Spannung und beste Unterhaltung in diesem Filmmammut sind garantiert. Sie war das Aufsehen erregende Ereignis der Piazzaabende in Locarno 2001, die Projektion des indischen Epos Lagaan. Die über 6000 Zuschauerinnen und Zuschauer starrten gebannt auf die Leinwand und fieberten vier kurzweilige Stunden lang mit, als ob es um ihre eigene Existenz gehen würde. Immer wieder gab es Szenenapplaus, und am Ende war Lagaan jener Film, der mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Ein Phänomen.
Was war geschehen? Ashutosh Gowariker, der Autor dieser Geschichte um die glorreichen Elf, die da im kolonialen Indien gegen die britischen Herrschaften antreten, hat ein Spektakel auf die Leinwand gezaubert, wie man es kaum noch zu sehen bekommt und wie es sich das westliche Kino gar nicht mehr leisten kann. Er erzählt die herzergreifende Geschichte eines Widerstands und eine wunderbare Love-Story. Er setzt in die Landschaft hinein ein Spiel in Szene und lässt die Figuren tanzen. Angeführt vom blendend schönen Bhuvan, der von Indiens Mega-Star Aamir Khan verkörpert wird, setzt sich ein Dorf gegen das Unrecht zur Wehr.
Mit zum Phänomenalen an dieser Produktion gehören die spürbare Freude am Schwelgerischen und die selbstironische Hemmungslosigkeit, in der das Kitschige gepflegt wird. Lagaan ist Kino der Superlative, bigger than life, grösser als das Leben, ganz einfach zum Dahinschmelzen schön und unterhaltsam. Ganz nebenbei lernen wir die Regeln des Crickets, ganz nebenbei wohnen wir einem mehrtägigen Spiel bei, das an Spannung bis zur letzten Minute kaum noch zu überbieten ist. Lagaan ist nicht einfach ein Film, der ins Kino kommt, Lagaan ist ein Ereignis.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
Prix du public Locarno 2001; Oscar-Nomination; 7 Bollywood-Oscars
Credits
Möchten Sie diesen Film zeigen?
Bitte füllen Sie unser Formular aus.
Kontaktieren Sie uns
Pressestimmen
«Lagaan, das ist ein Fest von einem Film.»
Reflexe, DRS-2
«Dieser Film ist ein Meisterwerk von brausender Sentimentalität, ein Kuriosum von gleich vertrauter Exotik, ein Paradox von unterhalt-samem Ernst und ironischem Pathos und die Vollendung des Schmalzes.»
Tages-Anzeiger
«Gowariker hat mit seinem Film das Publikum von Locarno begeistert. Jetzt verzaubert Laagan den Rest der Schweiz. Garantiert ein spannendes und herzerwärmendes Kinoerlebnis.»
BZ Bern
«Die Schweizer Premiere von Lagaan auf Locarnos Piazza Grande geriet im letzten Sommer zum Volksfest. Jetzt gelangt das ebenso monumentale wie begeisternde Opus um Liebe, Cricket und Kolonialismus ins reguläre Kinoprogramm.»
Bund
«Lagaan ist eine grandios choreographierte und prachtvoll bebilderte Schicksalsoper. Ungemein kurzweilig und verführerisch.»
Tele Züri
«Grossartig, wie Regisseur Ashu-tosh Gowariker verschiedene Genres verschmilzt, mit welcher Sicherheit er inszeniert und mit den Mitteln des indischen Massenfilms eine Geschichte erzählt, die effektvoll dramatisiert, auch ein europäisches Publikum zu begeistern vermag.»
Basler Zeitung
«Lagaan ist eine Wucht. Ein Film, dem man nicht widerstehen kann.»
Sonntagszeitung
«Das Wunder der Piazza Grande.»
L’Hebdo
«Regisseur Ashutosh entwickelt ein so bombastisches und faszinierendes Bildgewitter, dass man bisweilen das Gefühl hat, hier wolle einer das Kino neu erfinden.»
NZZ am Sonntag
«Lagaan ermöglicht Erfahrungen, wie sie im Kino nur alle paar Jahre einmal zu machen sind: So ähnlich könnte es gewesen sein, als Abel Gance für sein Napoleon-Epos die Leinwand verdreifachte, als die ersten Filme in Cinemascope zu sehen waren, als Kubrick zu seiner Sternenfahrt aufbrach. Der überwältigende Eindruck von Lagaan resultiert allerdings zum Teil aus Ignoranz: Das kommerzielle indische Kino ist im Westen nahezu unbekannt.»
Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Lasst Euch Lagaan nicht entge-hen – das ist nicht einfach ein Film, das ist ein Erlebnis.»
DRS 3