Pequeños milagros
Seine Figuren sind nicht von dieser Welt, und dennoch sind sie da. Seine Figuren träumen wie die junge Rosalie im Spielfilm "Pequeños milagros". Sie wäre gerne eine Fee und kann tatsächlich Kräfte entwickeln, die übersinnlich sind. Der Argentinier Eliseo Subiela liebt es, das Kino als träumerisches Spielfeld zu nutzen. Dabei scheut er sich nicht davor, an die Grenzen zum Kitsch zu gehen, ja diese Grenze da und dort auch einmal nachdrücklich zu überschreiten. Rosalia, die tagträumende Verkäuferin, die erlebt, wie Blinde mehr erkennen als Sehende, wird ohne es zu wissen beobachtet von einem Computerfreak, der die junge Frau via Internetkamera an der Busstation sieht. Lange Zeit hält er das Bild von ihr, das er sich aus dem globalen Netzwerk holt, ganz einfach fest, um irgendwann auf die Suche nach dem Menschen zu gehen, der dazugehört. Neu an dieser Geschichte ist, dass Subiela sich für eine weibliche Hauptfigur entschieden hat, nachdem er jahrelang Männerphantasien pflegte, von Typen erzählte, die Frauen retten wollten oder das absolute Liebesabenteuer suchten. Seine Männerfiguren hätten zwar immer wieder Anlass, sich mit sich selber auseinanderzusetzen, aber tun sie es wirklich?
Bezeichnend für Subielas Filme ist die kontinuierliche Arbeit mit der inneren Stimme, mit der Gedankenwelt. "Wenigstens hatte mein Leben jetzt eine Türe", stellt einer seiner Protagonisten fest. Den Ausweg aus der banalen Existenz suchen sie alle, und der Filmemacher scheint ihn über seine Arbeit zu finden. Darin konstatiert er dann, dass die "Bosheit der Welt die Feen vertreibt" (Pequeños milagros), dass die Veränderung der Natur einfacher ist als die Änderung des Bewusstseins (Hombres), und immer wieder, dass die Liebe schwierig ist. Rosalia erzählt gern einen Traum, den sie hatte, und sie fragt die Leute nach ihren Träumen. Nicht alle wollen davon erzählen, denn Träume haben eine stark intime Komponente. Nur ihr alter blinder Freund hat nie daran gezweifelt, dass Rosalia eine Fee ist. In "No te mueras" arbeitet der Mann an der Entwicklung einer Technik, die es erlaubt, Träume fassbar zu machen. "Recolector de sueños" (Traumkollektor) nennt er das hutähnliche Ding, das man sich überstülpen kann, um auf einem Bildschirm Träume sichtbar zu machen und sie auf Video aufzuzeichnen. Dabei begegnet er seiner Geliebten aus einem früheren Leben. Und daraus ergibt sich eine traumhafte Liebeserklärung ans Kino und übers Kino eine Liebeserklärung ans Leben. Nicht untypisch für Subielas Filme: Sie sind oft so wunderbar verträumt und verspielt, dass sie ihr eigenes Ende kaum finden mögen.
Walter Ruggle
Credits
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Pressestimmen
Magisches Land: Mit Pequeños milagros hat Eliseo Subiela ein kleines filmisches Wunder geschaffen. Er entführt uns in magische Land der Träume, in eine irreale, jedoch keineswegs absurde Welt. La Liberté Verauberter Alltag - eine Fee im Supermarkt: Eliseo Subiela greift den Faden seines besten Films, Hombre mirando al Sudeste, auf und schafft eine ebenso liebenswürdige Figur in Pequeños milagros, seinem neuesten Film, in dem sich Realität und Utopie die Waage halten. Einfach, klar und ergreifend berichtet der Film von einem wunderbaren Geschöpf, das nicht leben kann, ohne zu helfen. Meister in der Schaffung zauberhafter Atmosphären, sind Subiela auch hier die besten Szenen gelungen. La Prensa, Buenos Aires Das Geheimnis des Lebens: Eliseo Subiela ist einer der wichtigen Autoren, die es verstehen, das Publikum auf poetische Weise zum Träumen zu bringen. Einmal mehr bestätigt er sein grosses Erzähltalent und seine träumerische, aber kristallklare Phantasie. Und erneut ergründet er auf seine unverkennbare Art das Geheimnis des Lebens. La Regione