Shahrbanoo Sadat
Shahrbanoo Sadat wurde 1990 als Tochter afghanischer Flüchtlinge in Teheran geboren. Nach dem 11. September 2001 wurden alle Flüchtlinge vom Iran ausgewiesen, und so kehrte sie als Elfjährige mit ihren Eltern und Geschwistern ins heimatliche Dorf in Zentralafghanistan zurück. Um eine Schule besuchen zu können, musste Shahrbanoo Sadat hin und zurück einen sechsstündigen Schulweg auf sich nehmen. Hier lebte sie, bis sie mit 18 Jahren nach Kabul zog und den französischen Workshop Atelier Varan Kabul für Dokumentarfilmregie besuchte. Der Wegzug nach Kabul war auch eine Flucht, weil sie sonst, wie sie betont, heute zwangsverheiratet wäre wie ihre Schwestern und mindestens vier Kinder hätte.
Ursprünglich wollte Shahrbanoo Sadat einen Dokumentarfilm über einen US-amerikanischen Augenarzt drehen, der in ihr Dorf gekommen war. Als dieser von den Taliban ermordet wurde, entschied sie sich, ihr Projekt in Richtung Fiktion weiterzutreiben. Mit 20 Jahren wurde sie als jüngste Teilnehmerin vom Förderprojekt Cinéfondation nach Cannes eingeladen und verbrachte anschliessend während fünf Monaten die Résidence in Paris, wo sie sich Hunderte von Filmen anschaute und sich in Seminaren und Begegnungen Grundlagen des Filmhandwerks aneignen konnte. Im Herbst 2016 wollte sie in Kabul endlich ihr Studium beginnen - ein Anschlag auf die Hochschule hat das verunmöglicht.
Wolf and Sheep (2016)
In einer entlegenen Region in den Bergen von Afghanistan glauben die Menschen an die Geschichten, die sie selber erfinden, um die Mysterien des Lebens und der Welt zu erklären. Die Mädchen und Buben hüten die Schafe und üben mit ihren selbst gebastelten Steinschleudern. Vor allem wollen sie die Wölfe vertreiben. Die Welt hier gehört ihnen, und die Regisseurin zeigt uns in ihrem berührenden Erstling den Alltag, wie sie ihn kennt. Weiter