Confidente

Sabiha arbeitet in einem Erotik-Callcenter am Stadtrand von Ankara und nimmt unter dem Pseudonym Arzu Anruf um Anruf entgegen. Als Istanbul von einem heftigen Erdbeben erschüttert wird, ruft ein verschütteter Teenager über die Rückruftaste an. Arzu fällt nur eine Lösung ein, um ihn zu retten. Sie macht einen Anruf, ohne zu ahnen, dass sie damit in ein politisches Komplott hineingezogen wird. Nach Sibel kreiert das Filmemacherduo in diesem spannenden Kammerspiel erneut eine starke Frauenfigur, welche die Missstände einer korrupten und misogynen Gesellschaft aufdeckt.

Die 40-jährige Sabiha kämpft um das Sorgerecht ihres Sohnes und verdient ihr Geld in einem Erotik-Callcenter, wo sie die Kunden möglichst lange in der Leitung halten soll. In ihrem Notizbuch notiert sich Sabiha deshalb sorgfältig die Vorlieben ihrer Habitués, mimt einmal die Nonne, ein anderes Mal schlüpft sie in die Rolle der besten Freundin: Die Arbeit geht weit über die Erfüllung sexueller Wünsche hinaus, und Arzu ist die titelgebende Vertraute. Doch für die Telefonistinnen steht viel auf dem Spiel: Das zeigt sich erstmals, als ein hohes Tier anruft und Arzu ihn zufälligerweise entlarvt. Und als kurze Zeit später ein schlimmes Erdbeben die Region heimsucht, ist genau jener Anrufer, ein wichtiger Politiker, die einzige Hoffnung für Sabiha, per Telefon einen Jugendlichen aus den Trümmern zu befreien.

Das Erdbeben von 1999 in der Türkei war eines der schlimmsten Erdbeben der vergangenen Jahrzehnte und offenbarte neben schweren Mängel bei der Bausubstanz auch einen völlig unzureichenden staatlichen Katastrophenschutz und eine chaotische Reaktion der Behörden. Vor diesem Hintergrund siedeln Çağla Zencirci und Guillaume Giovanetti ihr kurzweiliges Drama an, in dem sie brisante soziale Themen wie Korruption und Misogynie aufgreifen und fiktiv zu einem höchst spannenden Thriller verarbeiten. Durch eine geschickte Inszenierung dringt die Aussenwelt nur über das Telefon rein und lässt uns die Intrigen am anderen Ende der Leitung erahnen. Es ist der vierte Spielfilm des türkisch-französischen Regieduos und der erste seit dem Locarno-Preisträger Sibel. Ungemein dicht erzählen sie hier erneut von einer modernen Heldin, getragen von der hervorragenden Schauspielerin Saadet Işıl Aksoy. Ein faszinierendes Nervenspiel.

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Berlinale 2025: Panorama

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Credits

Originaltitel
Confidente
Titel
Confidente
Regie
Çağla Zencirci, Guillaume Giovanetti
Land
Türkei
Jahr
2025
Drehbuch
Çağla Zencirci, Guillaume Giovanetti
Montage
Guerric Catala
Kamera
Eric Devin
Ton
Olivier Pelletier, Nicolas Tran Trong, Jocelyn Robert, Loïc Collignon
Ausstattung
Osman Özcan
Produktion
Çağla Zencirci, Guillaume Giovanetti, Muriel Merlin, Rani Massalha
Formate
DCP, Blu-Ray
Länge
76 Min.
Sprache
Türkisch/d/f
Schauspieler:innen
Saadet Işıl Aksoy (Arzu / Sabiha), Nilgün Türksever (Hayal), Erkan Kolçak Köstendil (Chef), Muhammet Uzuner (Staatsanwalt), Osman Alkaş (M. Erden / Seza), Elit Andaç Çam (Tülay), İlber Uygar Kaboğlu (junger Mann), Kıvanç Kılınç (Faruk)

Im Kino

Airolo

24. September 2025
20:30
Leventina

Bern

13. September 2025
22:45
Rex 2
16. September 2025
13:45
Rex 2

Dübendorf

13. September 2025
18:00
Orion
25. September 2025
18:00
Orion

Düdingen

18. September 2025
18:30
kleinkinoKRAN
26. September 2025
18:30
kleinkinoKRAN

Solothurn

14. September 2025
18:00
Kino im Uferbau
15. September 2025
18:15
Kino im Uferbau
16. September 2025
18:15
Kino im Uferbau
17. September 2025
18:15
Kino im Uferbau

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Filmstill «Confidente»
Filmbesprechung

Telefonkrimi

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Pressestimmen

«Une prouesse. D'une part parce qu'il s'agit de gérer et de maintenir la tension. Et de l'autre parce que le film dit également un certain nombre de choses pertinentes sur des questions sociopolitiques.» 24 Heures, Pascal Gavillet

«Ein rasant inszenierter Kammerspielthriller mit nuancierter Farbgebung und präzisem Sounddesign, ein kluges Spiel mit der Einbildungskraft des Publikums.» Die Wochenzeitung, Dan Müller

«Chaque appel téléphonique est une scène mentale et un théâtre vocal où se révèlent les obsessions masculines, les violences larvées et les rapports de domination.» Ciné-Feuilles, Kim Figuerola

«Au fur et à mesure que l’action progresse, le rythme s’accélère et le spectateur, qui n’en croit pas ses oreilles, se retrouve prisonnier du suspens. Un véritable tour de force […] Une fiction à haute et noble portée.» Aux arts etc., Valérie Valkanap

«Der Film lebt von der mimischen Finesse der Schauspielerin Saadet Işıl Aksoy. Sie tröstet und blufft, erfindet und droht. Das Spiel mit doppelten Identitäten auf mehreren Leitungen wird für die ‹Prostituierte› lebensgefährlich – und der Politkrimi zum entlarvenden Bild einer patriarchalen Gesellschaft.» NZZ am Sonntag, Martina Läubli

«D'une efficacité redoutable, autant au niveau de la tension que du message d'ouverture qu'il entend faire passer.» La Liberté, Etienne Rey

«Ein intensives Kammerspiel über Mut, Freiheit und das Leben hinter verschlossenen Türen in der Türkei.» arttv

«L'actrice Saadet Işıl Aksoy fait preuve d'une présence impressionnante, sachant qu'elle est quasiment de tous les plans.» ARCinfo, Vincent Adatte

«Gesellschaftskritische Hochspannung aus dem Erotik-Callcenter. Ein politisch wichtiges und aufreibendes Werk.» Phosphor Kultur, Michael Bohli

«Schauen Sie sich einfach den Film an und freuen Sie sich auf die allerletzte Einstellung. Die ist in Sachen Direktheit und Klarheit nicht zu überbieten.» Sennhausers Filmblog, Michael Sennhauser

«Ein kurzweiliger, von Anfang bis Ende spannender Film über eine ‹Vertraute›.» Seniorweb, Hanspeter Stalder

«Confidente trumpft mit einer starken Leistung der Hauptdarstellerin auf.» Outnow, Yannick Bracher

«Guillaume Giovanetti und Çağla Zencirci zeichnen nicht nur ein eindrückliches Bild der misogynen und korrupten türkischen Männergesellschaft, sondern feiern auch die Widerstandskraft einer starken Frau.» Filmnetz, Walter Gasperi

«Confidente baut mit geschickten Kniffen Spannung auf und traut sich auch mal, uns an der Nase herumzuführen.» Bäckstage, Patrick Holenstein

«A punchy and audacious huis clos about the condition of women in Turkey.» Cineuropa

«Ein packender Film, auch dank einer guten Hauptdarstellerin, deren Gesicht oft minutenlang die ganze Leinwand füllt.» Kino-Zeit

«A tightly composed thriller that balances social and political inquiry while the screen is domianted by Saadet Işıl Aksoy's performance.» Screen Anarchy

«Ein ausserordentlich kurzweiliger Film.» Uncut

«The situation forces Arzu to turn into a kind of Scheherazade of the Arabian Nights: caught up in a spiral, she is forced to tell stories without really finishing them, hoping that fiction will help her save her life.» Çağla Zencirci & Guillaume Giovanetti