Ein Sechstel der Erde
Dziga Wertow, der das alte "Kino-Drama" als literarische Koketterie verwirft, hat erstmals das von allen anderen Künsten abgehobene Wesen des Films klar formuliert. Im Gegenzug zum Spielfilm, der die Kamera zwinge, das menschliche Auge zu kopieren, habe man zu berücksichtigen, dass das Kinoauge anders und exakter als das "unbewaffnete Auge" sehe. Wertows nachgerade mystischer Glaube an die Schöpfungsgewalt der Filmsprache duldet keinerlei Hindernisse, keine Mauern der Entfernung und Grenzen der Zeit. So verbindet Šestaja č ast' mira Bilder der europäischen und asiatischen Teile der UdSSR zu einem "Gesang der Welt", der den Sozialismus mit dem Kapitalismus konfrontiert. Die aussergewöhnliche Magie seiner Filme beruht in Vertovs Fähigkeit, die beiden Ursprünge des Mediums - die wiedergegebene Realität und deren Neuerschaffung durch Montage - in höchster Spannung zu vereinen. (Filmmuseum Wien, H.T.)