Los guantes mágicos
Martín Rejtman schrieb und drehte diese bitter-süsse Komödie, die ein bedrückendes Buenos Aires zeigt, das geprägt ist von Mangel, Verfall und Absurdität. Drei Freunde teilen sich dort die gleiche Unzufriedenheit, die gleichen frustrierten Ambitionen: Das Auto von Alejandro ist in einem so kümmerlichen Zustand, dass man ihn kaum mehr als Taxichauffeur bezeichnen kann; Valeria, die Hostess, muss sich mit einfachen Inlandflügen zufrieden geben; Luís sieht sich als Schauspieler, tritt bislang aber bloss in Pornofilmen auf. In dieser Stadt, die selbst nichts anderes ist als ein billiger Abklatsch ihrer westlichen Vorbilder, lassen sich die Leute Tag für Tag von ihrem Schicksal treiben. Sie sind nicht wirklich Verlierer, aber würdige Vertreter einer Art alternativer Mittelschicht, die die Wirtschaftskrise ins Strudeln gebracht hat. Sie leben von Süchten, trennen sich, begegnen einander, werden im Nu reich oder arm, drehen sich im Kreis und warten auf eine Verbesserung der äusseren Umstände so wie das ganze Land eine Rettung von aussen zu erhoffen scheint. Diese Erwartung konkretisiert sich in den magischen Handschuhen aus China, von denen sich die drei Freunde ein Wunder erhoffen, das nicht stattfinden wird... Rejtman gelingt es, um diese Personen einen urbanen Raum zu schaffen, der ihnen alle Zukunftsperspektiven, jede Ausflucht zu rauben scheint. Buenos Aires wird zum Gefängnis, eine magnetisierende Insel, die man verlässt, bloss um wieder zurückzukehren, ein Mikrokosmos, in dem Menschen und Dinge einer eigenen Logik gehorchen. Auch wenn "Los guantes mágicos" ein eher pessimistisches Bild des zeitgenössischen Argentinien zeichnet, herrscht nicht Verzweiflung, sondern im Gegenteil ein einfallsreicher und ätzender Humor, der in der Tradition der Komödie und der grossen amüsanten Liebesgeschichten wurzelt.