Anna Karenina (Vronsky's Story)
Leo Tolstois grandioser Roman um Anna Karenina und deren schleichenden Ausschluss aus der vermeintlich noblen Gesellschaft wurde schon oft verfilmt, aber wir bekamen in der Regel die westlichen Versionen zu sehen. Jetzt bietet sich die Gelegenheit, Tolstois Figuren für einmal in Russisch reden zu hören. Darüber hinaus hat der Filmemacher den Blickwinkel von Annas Liebhaber Wronski gewählt, der mitten im russisch-japanischen Krieg 1904 Annas erwachsenem Sohn von seiner unsterblichen Liebe erzählt.
Die unsterbliche Liebe
Die Liebesgeschichte «Anna Karenina» gehört mit ihrer scharfsinnigen Studie der so genannt noblen Gesellschaft zu den besten Romanen, die je geschrieben wurden. Mehr als 60 Mal wurde Tolstois 1878 veröffentlichtes Buch über Ehe und Moral bereits verfilmt. Russlands Altmeister Karen Schachnasarow weiss das und wählte denn auch einen speziellen Blickwinkel für seine Erzählung. Er setzt dreissig Jahre nach dem Tod von Anna an und lässt ihren Liebhaber Wronski mitten in den Kriegswirren von 1904 auf den erwachsenen Sohn Sergei treffen. Der war damals ein Kind und hat die Spannungen zwischen Vater und Mutter nur schwerlich verstehen können.
Während die Haupthandlung Tolstois Meisterwerk folgt, stützt sich Schachnasarow in der Rahmenhandlung auf die Aufzeichnungen des Schriftstellers und Arztes Wikenti Weressajew und dessen persönlichen Erfahrungsbericht. Sergei behandelt als Arzt im Lazarett in der Mandschurai den verletzten Wronski und taucht im Gespräch mit ihm in die Erinnerungen ein. Und wir mit den beiden. Anna Karenina lebt das eheliche Leben mit ihrem Mann und verliebt sich hoffnungslos in den attraktiven Offizier Wronski. Als der Ehemann die Situation begreift, verweigert er seiner Frau die Scheidung, um den Schein zu wahren. Für Schachnasarow hat nie ein Autor besser die Beziehung zwischen Frau und Mann beschrieben, und so bleibt er der Vorlage treu, inszeniert das Buch schnörkellos, damit wir in die Zeit Annas eintauchen können. Schönes Erzählkino in bester Tradition.
Walter Ruggle
Credits
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Pressestimmen
«Anna Kareninas Heimspiel.» Aaku
«Zurück bleibt Wronski. Und wie der das Ganze sah, erzählt nun Karen Schachnasarows wunderschöner, leidenschaftlicher neuer Film. Der auch im Winter endet. Und auch wer kein Wort Russisch versteht, fragt sich sofort: Irrte ich mich ein Leben lang? Ist etwa nicht Französisch, sondern Russisch die wahre Sprache der Liebe? Damit die Beziehung zwischen den beiden noch intensiver, verzweifelter und am Ende schrecklicher wird als in jedem andern Film, castete der schlaue Herr Schachnasarow mit Jelisaweta Bojarskaja und Maxim Matwejew ein echtes Liebespaar für die Rollen von Anna und Wronski.» Simone Meier, Watson
«Grosse Liebe und grosses Leid, stimmungsvoll bebildert und grandios besetzt mit russischen Stars.» Radio 24, Alex Oberholzer
«Regisseur Schachnasarow zieht in diesem Film alle Register des gefühlsbetonten Kinos, um die Anna-Karenina-Geschichte um Liebe, Treue, Eifersucht und Hass zu erzählen: herausragende Schauspieler, emotionale Musik, eine historische Kulisse, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet ist... Grossartige Landschaftsaufnahmen und eindrucksvolle Bilder historischer russischer Städte wechseln mit Szenen, die vor dem prunkvollen Interieur der Paläste russischer Adliger spielen.» Radio SRF
«Für die Innenaufnahmen seines Films hat der russische Altmeister Karen Schachnasarow auf elektrisches Licht verzichtet und die Szenerien mit Kerzen beleuchten lassen. So taucht man mit Anna Karenina, ihrem Gatten Karenin und ihrem Geliebten Graf Wronski ein in eine Welt, in der nichts ist, wie es scheint.» Tina Uhlmann, Berner Zeitung
«Der grosse Roman von Leo Tolstoi wurde schon vielfach verfilmt. Diese Fassung ist zur Abwechslung keine westliche Adaption; hier wird russisch gesprochen. Zudem hat Regisseur Karen Schachnasarow einen Perspektivenwechsel vollzogen: Annas Liebhaber Graf Wronski erzählt ihrem Sohn Sergej 30 Jahre nach Annas Tod von seiner unsterblichen und unstatthaften Liebe zu ihr. In der Titelrolle: Elisaweta Boyarakaya.» kulturtipp
«Innovative Erzählperspektive: Anna Kareninas Amour fou und ihr tragischer Tod werden von niemand geringerem als ihrem damaligen Geliebten geschildert. Der Roman wird zu einem filmischen Kammerspiel, das auf eine bisher noch nie gesehene Weise die psychologischen Entwicklungen der drei Protagonisten verfolgt.» Clea Wanger, ProgrammZeitung
«Für Schachnasarow hat nie ein Autor die Beziehung zwischen Mann und Frau besser beschrieben, deshalb bleibt er der Vorlage treu und inszeniert den Roman schnörkellos.» Film demnächst
«Erfrischend ist die durchaus innovative Erzählperspektive, die den gebrochenen Wronski über Annnas tragisches Schicksal berichten lässt und einen differenzierten Blickwinkel auf die Geschichte liefert.» Cineman
«Die Schauspieler sind hervorragend, Kostüme und Dekors auch.» Züritipp
«Die vorzügliche Charakterstudie aus einer gefangenen und dekadenten Gesellschaft.» Martial Knaebel
«Die in Russland sehr populäre Jelisaweta Bojarskaja ist die Idealbesetzung für die Rolle der Anna. In ihrem schönen Gesicht lässt sich die Entwicklung von Leben, Liebe und Hoffnung bis hin zu Einsamkeit, Verzweiflung und Tod ablesen. Anna Karenina – Vronsky’s Story ist schönstes, klassisches Kostümkino in russischer Tradition mit hervorragender Kameraführung und Ausstattung.» Regina Grüter, Luzerner Zeitung