Grain
Mit überwältigenden Bildern und einer mythisch-philosophisch anmutenden Geschichte entführt uns Semih Kaplanoğlu in Grain – Das Korn des Lebens in eine Zukunft, die so fern nicht mehr scheint. Ein abrupter Klimawandel hat das Leben auf der Erde nahezu unmöglich gemacht. Die Ernährungshoheit liegt in den Händen eines mächtigen Konzerns, doch die wiederholten Missernten bringen den Glauben an das genmanipulierte Getreide ins Wanken, zumindest jenen von Wissenschaftler Erol Erin. Er beschliesst, in die gefährliche tote Zone zu reisen, wo der unlängst entlassene Angestellte Cemil Akman nach dem Kern des Lebens forscht. Ein Trip in selten mehr gesehenem Schwarzweiss auf Breitleinwand.
Nachdem er mit seiner Yusuf-Trilogie in meisterlicher Art und Weise die Zeit vom Erwachsensein in die Kindheit zurückging und sie 2010 mit Bal (Honig) und dem Goldenen Bären zum krönenden Abschluss brachte, wagt der türkische Filmemacher diesmal einen Abstecher in die nahe Zukunft. Weit entfernt von den Katastrophenfilmen à la Hollywood, gestaltet Semih Kaplanoğlu hier sorgfältig und eigenwillig eine Science- Fiction, die so nah am Heute ist, dass sie sich nur wenig von der Realität entfernt, in der gewisse Regionen auf unserem Planeten bereits leben. Die Geschichte ist im Übrigen so «wahr», dass die Dekors, die der Filmemacher für sie ausgewählt hat, real existierende sind: Die Ruinenstadt ist nichts anderes als Detroit. Und die elektronische Barriere zur verbotenen Zone entspricht einem Bauwerk, von dem gewisse Politiker träumen. Im Unterschied zum Materialismus des Nordwestens, der dauernd technische Lösungen sucht gegen die gleichzeitig unaufhaltsam laufende Zerstörung des Planeten, zieht Kaplanoğlu es vor, philosophische Fragen zu stellen und einen Weg des Nachdenkens zu beschreiten, wie es schon Andrei Tarkowski mit Stalker getan hat. In diesem Film waren auch zwei Männer unterwegs in einem No Man’s Land, das total verseucht wirkte und für den Zugang durch Menschen eigentlich versperrt war. Es ist diese philosophische Suche – einige würden sie wahrscheinlich sogar als mystisch bezeichnen, wenn sie an den russischen Filmemacher denken –, die Semih Kaplanoğlu immer interessiert hat und auch hier fasziniert. Sie ist es, die auch die ästhetischen Entscheidungen geprägt hat, denn das Schwarzweiss verleiht den Bildern eine strenge Schönheit, welche die Leere in den Landschaften der ausholenden Einstellungen betont, die Wüsten und die Dünen hervorhebt oder auch den Beton. Grain – Das Korn des Lebens ist denn auch ein Abenteuerfilm, in dem der wissenschaftliche Fortschritt konfrontiert ist mit technisch nicht überwindbaren Barrieren. Semih Kaplanoğlu selber scheint einen Schlüssel im Sufismus zu finden. Das ist eine Gedankenwelt, die wir aus Nacer Khemirs Les baliseurs du désert kennen, wo ein Lehrer Antworten inmitten von menschenfeindlichen Wüsten und Dünen suchte.
Martial Knaebel
Festivals & Auszeichnungen
Tokyo International Film Festival: Tokyo Grand Prix, Best Film
Adana Film Festival
Malatya International Film Festival
Sarajevo Film Festival
Credits
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Pressestimmen
«La Particule humaine de Semih Kaplanoglu s’élève au rang de pure poésie.» Adrien Kuenzy, Le Courrier
«Visuell schlicht umwerfend.» Hannes Nüsseler, SRF Kultur
«Bildgewaltiger Schwarz-Weiss-Film.» Urs Hangartner, kulturtipp
«Der Film entwickelt eine philosophische und selbstreflexive Bildwucht, die den Zuschauer in seinen Sog zieht.» Lola Funk, Maximum Cinema
«Der türkische Regisseur Semih Kaplanoğlu entwirft in seinem neuen Film eine düstere Zukunft - in fantastisch schönen Bildern.» Süddeutsche Zeitung
«Mit sorgfältig arrangierten Aufnahmen bannt Kaplanoglu eine dystopische Welt auf die Leinwand, die immer wieder an unsere Gegenwart erinnert.» Laura Lots, Neue Wege
«Eine mysteriöse Reise in die Existenz.» Aargauer Kulturmagazin
«Mit düster faszinierenden Bildern und einer mythisch-philosophischen Science-Fiction-Story entführt uns Semih Kaplanoğlu im Film «Grain» in eine Zukunft, die so fern nicht mehr scheint.» Hanspeter Stalder, der-andere-film.ch
«Kaplanoğlu zeichnet in 'Grain' das Bild einer verlorenen Menschheit, die sich durch einen selbst verursachten Klimawandel ihrer Lebensgrundlagen beraubt hat.» Cineman
«Eine schwarzweisse, epische SciFi-Parabel voller atemberaubender Bilder und gesellschaftlich-philosophischer Untertöne.» Filmfestival Köln
In seiner hochaktuellen SciFi-Parabel kreiert Semih Kaplanoğlu zusammen mit Kameramann Giles Nuttgens atemberaubende Bilder und widmet sich mit einem internationalen Cast sowohl gegenwärtigen politischen und ökonomischen Themen als auch metaphysisch-spirituellen Fragen.» Amos Borchert, Kurator
«Grain ist die Suche nach den Begrenzungen des Menschen und der trügerischen Befreiung durch die Technologie. Kaplanoğlus Wurzeln reichen tief, hinein in existentielle Fragestellungen.» Cineuropa
«Wir waren tief beeindruckt von der wahrhaft wunderbaren Bildgestaltung und der Art und Weise, wie der Film die dringlichen Fragen unserer Gegenwart durch eine gemeinsam erlebte mythische Erfahrung und Reise behandelt.» Jurybegründung Grand Prix Tokyo International Film Festival
«Ein visuell atemberaubender Film … Jean-Marc Barrs Performance ist nur eines der eindrucksvollen Elemente in einem Film, der in jedem Moment spektakulär anzusehen ist. Die Kombination aus Giles Nuttgens’ präzise kadrierten Schwarzweiss-Bildern und den beeindruckenden Drehorten schafft einen Look, der zusammen mit den ebenso universellen wie aktuellen Themen des Films ein absolutes Alleinstellungsmerkmal darstellt.» Screen International
«Une science-fiction contemplative.» Variety