Hanezu no tsuki
Gängige Geschichten hat die Japanerin Naomi Kawase noch nie erzählt. Sie setzt bei den Realitäten an, die sie in ihrer Heimatregion findet, und entwirft daraus zum Beispiel eine Liebesgeschichte. Diese spielt sich nicht nur um drei Menschen ab, die Natur wirkt da mindestens so prägend. Kayoko ist Textilfärberin und lebt mit dem Werber Tetsuya zusammen, der seine Leidenschaft in der Kochkunst auslebt. Der Dritte im Bunde ist Takumi. Er fertigt Holzskulpturen und lebt abgeschieden im Grünen. Man weiss nicht, wie lange das Dreiecksverhältnis andauert, aber ein dramatisches Element bringt es in Bewegung: Kayoko ist schwanger. Dies eröffnet sie ihrem Liebhaber nach einem Nachmittag voller Sinnlichkeit, als gehöre es zum Abschiedsgruss. Ein visuelles Gedicht über die Liebe, die Leiden schafft.
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Verliebte Natur
Die Ménage à trois ist oft auf der Leinwand abgehandelt worden. Doch wenn Naomi Kawase sich dem Stoff annimmt, ist alles anders. Die Liebeskonstellation beschränkt sich hier nicht auf die ihr innewohnende Dramatik. Sie ist eingebettet in eine höhere Ordnung, die uns umgibt und überdauert: die Natur, die Zeit, die Ahnen. Das vertieft den Einblick in die eigene Existenz. Auf Kameraebene setzt Naomi Kawase dies konsequent kontemplativ um. Das Bild vermittelt Eindrücke und Empfindungen, die Worte allein nicht zu fassen vermögen oder die Menschen nicht auszudrücken imstande sind. Und weil die Japanerin die Natur über alles stellt und ihr Zeit lässt, sich zu entfalten, wird der Film zu einer erbaulichen Meditation, auch wenn die erzählte Geschichte um drei übers Eck sich Liebende zunächst eine dramatische ist.
Japan’s Sonne ist rot, doch auf ihrer täglichen Reise taucht sie das Land in die verschiedensten Farbnuancen. Der Begriff «Hanezu no tsuki»» meint denn nicht einfach nur rot, sondern rot in all seinen Schattierungen, das Rot, das in seiner Intensität die Anfälligkeit birgt, leicht zu verblassen oder eben das Rot des Mondes (no tsuki). Die Erzählung ist in der Asuka-Region angesiedelt – einerseits die Geburtsstätte des heutigen Japans, andererseits Kawases eigener Herkunftsort und Lebensmittelpunkt.
Zwei männliche Berge kämpfen um die Liebe eines weiblichen Berges – damals wie heute. Die erzählte Geschichte im Heute wird deckungsgleich mit der Legende – und ist doch wandelbar. Den Blick in die Tiefe betreibt Kawase auch über das Festhalten der Natur. Sie ist einfach da, damals wie heute, markiert die Kontinuität innerhalb des Wandels. Wie sie das inszeniert, ist schlicht grandios und grandios schlicht. Schon in den ersten Einstellungen entpuppt sich die Natur als die eigentliche Hauptdarstellerin. Menschen sind am Ernten, aber man muss sie regelrecht erspähen zwischen den Pflanzen. Blattgrün beherrscht die Leinwand. Wie sich der Salat am besten und gesündesten zubereiten lasse, wird diskutiert. Als würde Kawase sagen: Die Natur umhüllt uns, die Natur nährt uns, die Natur bildet unseren Lebensrahmen.
Brigitte Siegrist
Credits
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Pressestimmen
«Naomi Kawase ist eine Bildmagierin. Sie liebt die mystische Natur und das Verweisen auf Wirklichkeiten hinter der realen Oberfläche.» Charles Martig, Mediendienst
«Regisseurin Naomi Kawase sucht in bestechenden Bildern die Konstante im unaufhaltsamen Fluss des Lebens.» Film demnächst
«Da ist dieser seufzende Berg, ein prasselnder Regen und eine rot schimmernde, untergehende Sonne, schön und sinnlich: ein Erzählrhythmus, der an das Ein- und Ausatmen bei der Meditation denken lässt, sanft und mühelos.» Kultur.Woche, Susanne Ruckstuhl
«Ein leiser Film voller Stärke.» Radio DRS, Michael Sennhauser
«Gängige Geschichten hat die Japanerin Naomi Kawase noch nie erzählt. Sie setzt bei den Realitäten an, die sie in ihrer Heimatregion findet, und entwirft daraus zum Beispiel eine Liebesgeschichte.» 20minuten
«Das sorgfältig inszenierte Drama ist ein handwerklicher Genuss.» Eduard Ulrich, Cineman
«Kawase ruft mit ihrem filmischen Schaffen die Grösse der Natur und somit die Zerbrechlichkeit des Menschen wieder in Erinnerung. „Eigentlich könnte man sagen, dass die Menschen in meinem Film eine Nebenrolle spielen“, sagt sie. Mit dieser subtilen Botschaft macht die Regisseurin Hanezu no tsuki zu einem hoch aktuellen Film, der ganz ohne Pomp und Oberflächlichkeiten auskommt.» Asienspiegel
«Die Regisseurin Naomi Kawase erzählt eine Dreiecksgesschichte, nicht effekthascherisch, sondern sehr ruhig.» Züritipp
«So erweist sich die Natur als eigentliche Hauptdarstellerin in dieser feinfühligen Suche nach den Konstanten in einer Welt des stetigen Wandels. Die Bilder vermitteln Eindrücke und Empfindungen, die Worte allein nie zum Ausdruck bringen könnten. Hier umkreist eine Mystikerin ihre unsichtbaren Orte und nimmt uns mit in eine filmische Meditation.» Charles Martig, Mediendienst
«So entsteht ein schlichtes und sinnliches, haptisches Kino, das durch den Gebrauch einer leichten, digitalen Handkamera aus einer persönlichen, intimen Perspektive gefilmt scheint.» Filmbulletin
«Inszeniert ist dies alles schlicht grandios und grandios schlicht.» Hanspeter Stalder, Der andere Film
«Das Subjekt in Kawases Film – so scheint es – ist das Publikum, das durch die Nähe unvermittelt ins Geschehen einbezogen wird.» Catherine Silberschmidt, WoZ
«Selten ist ein Film so erdverbunden und zugleich derart vergeistigt, so fragil und gleichwohl bodenständig wie Hanezu, selten auch kommt ein Drama so unendlich gelassen daher und ist gleichzeitig so zutiefst erschütternd.» 451°
«Ihr Film ist eine Meditation zum Thema Begegnung und Menschsein in der Natur.» MovieNews, Arthouse