In The Fog - Im Nebel
Sushenya ist nicht hingerichtet worden, im Gegensatz zu seinen Kollegen. Alle waren sie des Widerstands gegen die Besatzung für schuldig befunden worden. Jetzt wird Sushenya der Kollaboration verdächtigt und von zwei Partisanen abgeholt. Dabei hat er sich immer korrekt und aufrichtig verhalten. In wenigen Einstellungen betrachtet Sergei Loznitsa in seinem meisterlich stillen Film, wie ein einfacher Mann, der ehrlich durchs Leben ging, in einer schwierigen Zeit versucht, sich selber treu zu bleiben.
In seiner Verfilmung einer Novelle von Vasily Bykov stellt der Weissrusse elementare Fragen des menschlichen Daseins und führt uns vor Augen, in welche Situationen einer geraten kann, ohne Schuld auf sich geladen zu haben. Sein Film, den er mitten in der Unschuld der Natur gedreht hat, ist zwar in der Vergangenheit von 1942 angesiedelt, doch das, was er erzählt, ist gegenwärtig und universell. Ein klassisches Drama, das Leo Tolstoi geschrieben haben könnte und Andrei Tarkowski in Bilder umgesetzt. Sergei Loznitsa ist ein Name, den man sich merken sollte. Er ist ein Filmemacher, der die Reduktion aufs Wesentliche versteht, und wurde in Cannes nicht umsonst mit dem Preis der Internationalen Filmkritik ausgezeichnet. Gebannt schaut man in diesem Film zu, ob einer, der keine Schuld auf sich geladen hat, unschuldig überleben kann. Gebannt folgt man den drei Figuren, die im Zentrum stehen und um die sich alles dreht, durch das Dickicht des Waldes, in dem bald nicht mehr alle wissen, wo es langgeht und ob in der Richtung, in der sie gehen, nun der Freund oder der Feind sein wird.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
Cannes Filmfestival, en compétition
FIPRESCI PRIZE Cannes 2012 - Preis der Internationalen Filmkritik
Credits
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Pressestimmen
«Intensiv und eindringlich.» The Guardian
«Ein Glücksfall für das Kino!» SWR Südwestrundfunk, Herbert Spaich
«In the Fog ist verhältnismässig ereignislos, dafür in der Herstellung von Stimmung geradezu grandios.»
P.S.
Handwerklich solide ist In the Fog von Sergei Loznitsa, ein moralisches Drama, das 1942 unter Partisanen in der deutschen Besatzungszone im Osten der Sowjetunion spielt; besonders die Kameraarbeit mit ihren langen Plansequenzen zeugte von grossem filmkünstlerischem Können.»
Neue Zürcher Zeitung
«Der Ukrainer Sergei Loznitsa hat einen Kriegsfilm gedreht, der ohne jede Schlachtenszene auskommt. Es explodiert noch nicht einmal etwas in diesem Drama, das an der Westfront der Sowjetunion spielt, die 1942 von den Deutschen besetzt war. Und wenn mal jemand ermordet wird, wendet sich die Kamera ab. (...) In gerade nur 72 präzisen, langen Einstellungen entwickelt In the Fog einen Sog, wie ihn ein Actionfilm mit 3000 Schnitten und eben so vielen Explosionen kaum hinbekommt. Es ist ein Kriegsfilm mit einem eigenen Imperativ: Stell dir vor, es ist Krieg.»
Tages-Anzeiger
«In seiner Verfilmung einer Novelle von Vasily Bykov stellt der Weissrusse elementare Fragen des menschlichen Daseins und führt uns vor Augen, in welche Situationen einer geraten kann, ohne Schuld auf sich geladen zu haben. Sein Film, den er mitten in der Unschuld der Natur gedreht hat, ist zwar in der Vergangenheit von 1942 angesiedelt, doch das, was er erzählt, ist gegenwärtig und universell. Ein klassisches Drama, das Leo Tolstoi geschrieben haben könnte und Andrei Tarkowski in Bilder umgesetzt.»
Fairunterwegs
«Loznitsa dehnt in seinen langen Plansequenzen die Zeit und damit auch die Gegenwart des (noch) Lebens. In der ununterbrochenen Dauer, in all den kleinen und kleinsten Bewegungen bis zum unausweichlichen Schnitt insistiert das letzte bisschen Leben auf seiner Entfaltung. Pasolini schrieb ja einmal, dass unser Leben wie eine ungeschnittene Plansequenz sei, das die geheime Sprache unserer Handlungen so lange vage und unleserlich bleibe, bis ihnen der Tod eine unveränderliche Form aufpräge. Doch die verweigert Loznitsa, wenn er die letzten Minuten des Filmes in undurchdringlichem Nebel versinken lässt. Durch diese Weigerung, das Ende sichtbar zu machen, affirmiert er, ganz zum Schluss und im unwahrscheinlichsten Moment, das unlösbare Mysterium des Lebens.
Critic
«Eine umfassende Betrachtung des Menschseins.»
The Hollywood Reporter
«Und so beginnt Sushenyas mysteriöser Passionsgang in den Wald – vielleicht ist es derselbe Wald, den Tolstoi beschrieben hat, in dem die Partisanen Napoleons Invasion in ‹Krieg und Frieden› bekämpft haben. Der Wald ist eine Art Abgrund der Geschichte, wo Sushenya eine spirituelle Prüfung bestehen muss. In the Fog ist ein intensives, langsam brennendes und packendes Drama.»
The Guardian, Peter Bradshaw