L'albero degli zoccoli
Zwischen dem Herbst 1897 und dem Sommer 1898 leben vier Familien auf einem Landgut in der Nähe von Bergamo in der Bassa Bergamasca zusammen. Unter den Mitgliedern der Gemeinschaft gibt es eine tiefe spirituelle Verbindung, die sie dazu bringt, schöne und tragische Dinge, gewöhnliche Momente und aussergewöhnliche Ereignisse zusammen zu durchleben. Zwei junge Leute umwerben einander und heiraten; ein mittelloser Vater fällt heimlich einen Baum, um für seinen Sohn, der jeden Tag sechs Kilometer weit in die Schule geht, neue Holzschuhe zu schnitzen; ein alter Mann düngt seine Tomaten mit Hühnerkot, damit sie schneller reifen. Ermanno Olmis «L’albero degli zoccoli» (Der Holzschuhbaum) ist eine fast schon dokumentarisch sorgsame Chronik des bäuerlichen Alltags zu Ende des vorletzten Jahrhunderts, episch angelegt und dem Rhythmus der Jahreszeiten folgend.
Palme d’Or Cannes 1978.
Festivals & Auszeichnungen
Palme d’Or Cannes 1978
Credits
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Pressestimmen
«Ermanno Olmis Film baut sich aus Episoden auf, von denen die mit dem Holzschuhbaum nur eine, wenn auch entscheidende ist. Sie fügen sich zu einer Art Chronik zusammen, die den Jahreszeiten folgt und die verschiedenen Einzel- und Familienschicksale nachzeichnet. Dabei steht Zartes neben Derbem, Heiteres neben Bedrückendem, Beschauliches neben Tragischem, Hoffnung neben Verzweiflung. Das Wechselspiel der Ereignisse und Situationen verhindert jede Form der Idealisierung. Wiewohl Olmi ganz klar und eindeutig Stellung für die unterdrückten und ausgebeuteten Bauern nimmt, läuft er nie Gefahr, einseitig zu verzeichnen. Da gibt es nicht nur den sein Schicksal mit Demut und stiller Ergebenheit tragenden Landarbeiter, sondern auch das ewig keifende, mit seinen Mitmenschen und Tieren stets in Konflikt geratende Bäuerchen, nicht nur die traurige Geschichte von der kinderreichen Witwe, die sich ihr hartes und karges Brot als Wäscherin verdient, sondern auch die heitere des verschmitzten Grossvaters, der in kalter Winternacht die Erde heimlich mit Hühnermist düngt und dann auch stolz die ersten Tomaten erntet. Jede der Geschichten, gleichgültig, ob sie bloss Zwischenspiel bleibt oder sich als den Film tragende Stütze erweist, wird sorgfältig entwickelt. Das hat zur Folge, dass es in «L'albero degli zoccoli» nichts Nebensächliches gibt, sondern dass allem ein ganz bestimmter Stellenwert zukommt.» Urs Jaeggi, Zoom
«Der Film erzählt seine Geschichte mit spürbarer Anteilnahme und mit Respekt. (...) Gerade das gibt ihm eine grosse moralische und künstlerische Kraft, macht ihn zu einem leidenschaftlichen Appell für diese Menschen und für Menschlichkeit. In der Fülle oft irritierend schöner Bilder wird eine Vergangenheit lebendig, in der Olmi Geborgenheit und menschliche Wärme genauso findet wie Not und Unterdrückung. Indem er beides ganz direkt und überzeugend zeigt und beim Namen nennt, hat er Wirklichkeit eingefangen.» Dieter Krusche, Reclam Filmführer
«Olmi drehte vier Monate lang auf einem verlassenen Bauernhof und wandte dabei neorealistische Techniken an: Er brachte Einheimische dazu, wie ihre Vorfahren zu leben, und liess sie in ihrem eigenen Dialekt sprechen. Durch den Zyklus der Jahreszeiten, der schweren Arbeiten, der Liebe und Heirat, der Geburt und des Todes, des Glaubens und des Aberglaubens beschwört Olmi ein naturverbundenes Leben, feiert dessen Schönheit, Humor und Einfachheit, erkennt aber auch die feudale Grausamkeit, durch die es beherrscht wird. 1978 in Cannes mit der Palme d’Or ausgezeichnet, ist L’albero degli zoccoli ein gewaltiges, herzergreifendes Werk des humanistischen Filmemachens.» Criterion