Satin Rouge
Lilia ist eine ordentliche Frau und aufmerksame Mutter in Tunis. Sie hat das Gefühl, dass ihre Tochter Salma ein Verhältnis mit Chokri haben könnte, der als Musiker im Cabaret «Satin Rouge» arbeitet. Da Lilia ihre eigenen Sehnsüchte immer unterdrückt hat, kann sie ihre Tochter nicht verstehen und versucht sie vor der «gefährlichen Verbindung» zu retten. Sie begibt sich in das Cabaret und lernt langsam eine Welt kennen, die sie zugleich anzieht und abstösst. Lilia entdeckt ihren Körper, den sie ihr Leben lang unter weiten, formlosen Kleidern verborgen und für den sie sich niemals interessiert hat. Erst durch den Tanz und bemerkenswerterweise in einem Cabaret, dem Ort der Zurschaustellung schlechthin, vollzieht sich die Veränderung. Chokris Liebe erlaubt ihr, eine Wirklichkeit zu leben, die sie niemals erfahren hat – abgesehen von manchen Momenten, in denen sie trägeausgestreckt vor dem Fernseher lag. Eine wunderbare Frauengeschichte voller Rhythmen.
Eine Frau entdeckt ihren Körper
Was fasziniert einen am meisten an diesem verführerischen Erstling aus Tunesien? Ist es die Selbstverständlichkeit, in der die junge Regisseurin Raja Amari zum Einstieg den ganz gewöhnlichen Alltag einer Frau in Tunis betrachtet und in wenigen Einstellungen andeutet, was darunter verborgen liegen könnte? Ist es das grossartige Spiel der palästinensischen Schauspielerin Hiam Abbas, die die Selbstfindung subtil nachvollziehen lässt? Oder ist es der Rhythmus der Musik, sind die Bewegungen des Bauchtanzes das, was einen packt und mitträgt? Wie auch immer: Raja Amari zählt zu den wenigen Frauen, die im Maghreb überhaupt Geschichten fürs Kino schreiben und inszenieren. Sie hat diese Erzählung mit einem vorwiegend aus Frauen bestückten Team gestaltet, und so erstaunt es auch nicht weiter, wenn man das Gefühl hat, dem Leben, dem Alltag, den Träumen und den Gefühlen von Frauen nahe zu sein. Natürlich ist Satin rouge auch ein Märchen, denn der Verlauf der Geschichte gleicht eher einem Traum als der Wirklichkeit, einem Traum, von dem die arabische Männerwelt noch weit entfernt ist (und nicht nur die arabische). Aber es ist ein Traum, den zu träumen sich lohnt, und hier besteht Gelegenheit dazu. Die Regisseurin, die selber eine Ausbildung als Bauchtänzerin gemacht hat, weiss auch, wovon sie erzählt, wenn sie das sich entwickelnde Körperbewusstsein ihrer Hauptfigur beschreibt und über dieses das sich steigernde Selbstbewusstsein. Sie schafft es auf ebenso unterhaltsame wie einfühlsame Art, und wir erleben nicht nur die Selbstfindung einer Frau um die vierzig, wir erfahren auch ein schönes Stück arabischer Lebenswelt.
Walter Ruggle
Credits
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Pressestimmen
«La force du film est sa précision, son sens de la gradation. La réalisatrice adopte tout l'éventail des valses-hésitations de Lilia, la lenteur de son adoption d'un comportement parallèle clandestin.» Les Inrockuptibles
«Satin rouge brocarde l'hypocrisie de la société tunisienne où le possible n'a de valeur que s'il est caché, vécu dans la honte. La surveillance des voisins entre eux est pointée du doigt, de même que les pesanteurs des traditions. Le film valorisant par contraste le petit monde froufroutant des danseuses du ventre attifées comme des prostituées. La liberté du film, jusque dans les cènes de sexe, ne cesse d'étonner, de même que le rendu sans pittoresque du quotidien à Tunis.» Didier Péron, Libération
«Raja Amari filme avec douceur et bienveillance ce lent retour à la vie, avec une attention touchante aux détails: une broderie que l'on délaisse, une boucle de cheveux qui s'échappe...Elle tisse une douce scénographie épurée des liens nouveaux qui unissent Lilia au monde.» Les cahiers du cinéma
«Il n'est pas sûr que l'on puisse parler de subversion (ou de provocation) envers le rigorisme du monde arabe. C'est plutôt de progression logique qu'il s'agit là. Au lieu de se cogner la tête contre les quatre murs où elle est enfermée et seule, la jeune veuve fuit. Et en fuyant, elle se trouve, s'extériorise, exprime sa nature profonde, au mépris des conventions.» Les Inrockuptibles