Sibel
Sibel ist 25 Jahre jung und lebt mit Vater und Schwester in einem abgelegenen Bergdorf am Schwarzen Meer. Sie ist stumm, kann aber dank einer in der Region verbreiteten Pfeifsprache kommunizieren. Sibel treibt sich in den Wäldern herum und sucht einen Wolf, der Fantasien und Ängste der Frauen im Dorf beflügelt. Bei einem ihrer Streifzüge trifft sie auf einen Fremden, um den sie sich kümmert. Zum ersten Mal nimmt jemand sie ernst.
Selbstfindung einer jungen Frau
Gepfiffen wird in diesem Film immer wieder. Das ist kein Spleen des Filmpaars Guillaume Giovanetti und Çağla Zencirci, weil es der stummen Hauptfigur so eine Kommunikationsmöglichkeit geben wollte: Nein, sie haben ihre Geschichte in der Region um Kusköy am Schwarzen Meer angesiedelt, wo die Menschen eine althergebrachte Pfeifsprache beherrschen. Die exotisch anmutende Vogelsprache gehört zur Zeichnung der Hauptfigur. Diese heisst Sibel, und ihre Schönheit ist vorerst eine raue, wilde, äussere, denn der Film beschreibt so etwas wie den Weg einer Menschwerdung. Sibel, ein «Enfant sauvage», lernt ihre Schönheit zu begreifen: Es ist die Geschichte einer Selbstwerdung.
Die atemlos wirkende Sibel wird verkörpert von Damla Sönmez, die den Film wie ein Stummfilmstar prägt. Ihre Stummheit hat sie im Dorf in die Aussenseiterinnenrolle gezwungen, sie ist gern allein, bricht auf in den Wald, wo sie sich ein kleines Refugium eingerichtet hat. Die Aufnahmen aus den Hängen der atmenden Bäume sind überwältigend, die Landschaft verschlingt die Menschen, der immense Wald ist Rückzugsort, Fluchtpunkt, Märchenwald und Hort der Ängste. Wenn Sibel rastlos zwischen den Bäumen umherrennt, schlägt ihr Puls hoch und unserer mit ihrem. Alles spitzt sich zu, als die wilde junge Frau im Wald auf einen Fremden stösst, der sich versteckt. Endlich erfährt sie, wie ihr jemand auch ohne Vorurteile begegnen kann. Das Filmerpaar beschreibt eine Annäherung, die aus radikaler Abwehr heraus geschieht und letztlich in ihrer Wildheit zärtlicher wirkt als das, was das Kino uns traditionell bietet. Sibel ist eine junge Frau, die sich selber finden und erfahren muss, um in der Gemeinschaft künftig Bestand zu haben.
BONUS
Pfeifen
J:Mag Locarno
Zone Critique
Video aus dem Pfeifdorf
Gespräch in Freitag
Festival Cinemed - Video
Press Conference Festival Locarno
Q&A Festival Toronto
Festivals & Auszeichnungen
Locarno 2018: Prix du Jury œcuménique et Prix FIPRESCI
Cinémed, Montpellier: Prix du Public et de la Critique
Adana Film Festival: Best film, Best actress, Best Supporting Actor
Festival Cinéma Méditerranéen de Bruxelles: Grand Prix du Jury, Prix Cineuropa, Prix du Jury Jeune.
Chicago International Film Festival 2018
Haifa International Film Festival 2018
Hamburg Film Festival 2018: Hamburg Producers Award; Art Cinema Award Best Feature
Montpellier Mediterranean Film Festival 2018: Audience Award Best Movie; Critics Award
Sadri Alisik Theatre and Cinema Awards 2019: Sadri Alisik Cinema Award Best Performance: Damla Sönmez
Seattle International Film Festival 2019: Golden Space Needle Award, Best Actress Damla Sönmez
Tokyo FILMeX 2018
World Cinema Amsterdam 2019
Credits
Im Kino
Thalwil
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Pressestimmen
«Sibel ist ein zeitgenössisches Märchen.» Radio SRF
«Das türkisch-französische Filmemacher-Paar Guillaume Giovanetti und Çagla Zencirci erzählt eine mitreissende Emanzipationsgeschichte: Je härter die Dorfgemeinschaft ihre Regeln durchsetzen will, umso wilder regt sich in Sibel die Energie des Widerstands.» Christine Loetscher, Züritipp
«Märchenhaft-herbes Drama: Guillaume Giovanetti und Çagla Zencirci inszenieren das alles sehr naturnah-realistisch und mit viel Gefühl für die Schönheit und symbolische Kraft der wild-zerklüfteten Hügellandschaft, in der Sibel spielt. Körperlich kraftvolles Spiel der zartgliedrigen Hauptdarstellerin Damla Sönmez, die sich einen ganzen Film lang pfeifend, statt sprechend, sensationell zu behaupten vermag.» Irene Genhart, Cineman
«Der Film zeigt ein kraftvolles Bild einer Figur, die patriarchalische Strukturen und Identitäten in Frage stellt und so zu einem Beispiel für die Würde der anderen Frauen in der Gemeinschaft wird.» Ökumenische Jury Locarno
«Sibel erzählt die Geschichte einer Emanzipation, von sexuellem Erwachen und der grossen Liebe. Der Wald spielt als realer Ort und zugleich Metapher eine wichtige Rolle und unterstreicht das Märchenhafte der Handlung. Die im türkischen Film und Fernsehen vielbeschäftigte Schauspielerin Damla Sönmez spielt eine Sibel, die sich durch innere Kraft und emotionale Intelligenz auszeichnet und betörend authentisch wirkt.» Teresa Vena, Filmzeitschrift Frame
«Aktuell und authentisch: Sibel ist ein kleines Stück Selbstbestimmung in einer Gemeinschaft, die von längst überholten Traditionen beherrscht wird.» Catherine Seraphim, Maximum Cinema
«Der Film zeichnet auf überzeugende und bewegende Weise nach, wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu gehen. Eine ungewöhnlich starke Frauenfigur.» Der Freitag
«Eine archaische Welt, gebannt in raue, naturalistische Bildästhetik.» Björn Hayer, NZZ
«Endlich ein Film, der ein ordentliches Tempo anschlägt, dessen Kameraarbeit und Montage von grosser cineastischer Qualität sind. Und vor allem: Endlich ein Film, der anhand eines klug aufgebauten Drehbuchs eine stringente Geschichte erzählt, dabei auf Andeutung statt unnötige Erklärung setzt und vor allem aufs Moralisieren verzichtet, obwohl alles, was in «Sibel» geschieht, gesellschaftspolitisch motiviert ist.» Denise Bucher, NZZaS
«Sibel erzählt die märchenhaft anmutende Geschichte einer jungen Aussenseiterin, die sich vom «enfant sauvage» zur selbstbewussten Frau entwickelt.» Charles Martig, kath.ch
«Der Film Sibel ist eine psychologisch und symbolisch stimmige Parabel über das Eingeschlossen- und vor allem das Ausgeschlossen-Sein. Sibel wird grossartig gespielt von Damla Sönmez.» Hanspeter Stalder, der-andere-film.ch
«Ce portrait de femme aux accents de thriller fascine.» Zone critique
«Un film puissant aux atmosphères mystérieuses, quasiment mystiques.» Cineuropa
«The film illuminates patriarchy’s persistence – and the sexual repression that goes with it – in rural Turkey but thankfully never uses a sledgehammer. Ironically, Sibel’s status as an outsider actually increases her mobility and, like the patriarch in the TIFF 2017 hit What Will People Say, her father is torn between his love for her and his duty. Cinematographer Eric Devin makes it all look spectacular.» Now Toronto
«Fable limpide, vibrante, d'une éblouissante beauté panthéiste, sur une libération puissamment intime et potentiellement collective, Sibel refuse la simplicité de sa version enfantine mais embrasse la complexité et la dureté, la douleur et le doute.» Midi Libre
«Le magnifique portrait d’une jeune femme en quête de son identité et de sa liberté, entre "Rosetta" des frères Dardenne, et "Mustang" de Deniz Gamze Erguven. Avec la révélation d’une étonnante comédienne, Damla Sönmez.» Télérama
«Cette scène où la jeune femme, d'un geste, relève la tête baissée de sa sœur honteuse afin de lui transmettre sa force et sa fierté, se classe parmi les plus beaux moments du cinéma.» 20 Minutes, Marine Guillain
«Une quête d’identité sincère portée par la sublime performance de Damla Sönmez qui crève l’écran d’un bout à l’autre.» Cineman
«Une histoire d'émancipation féminine très forte, un beau personnage, une mise en scène magnifique.» RTS, Stéphane Gobbo