Las aventuras de Dios
Geträumtes Leben
Das Kino ist die Kunst der Erinnerung. Und Eliseo Subiela ist einer der begabtesten Erinnerungskünstler der Filmkunst. In "Las aventuras de Dios" lässt er uns zwischen Realitäten geradezu schweben. Ein Mann taucht aus dem Meer auf und findet sich in einem verlassen wirkenden, geradezu surrealen Hotelpalast aus den dreissiger Jahren wieder. Dort stösst er auf eine Reihe von Figuren, die ihn an Momente des Lebens erinnern, an die menschliche Existenz und ihre Ingredienzen. Er versucht herauszufinden, was es mit dem Ort auf sich hat, weiss nicht, träumt er, wird er geträumt oder soll das alles wahr sein. Gefangen ist er da zusammen mit Valeri, einer attraktiven Frau, mit der er in einem alten Cabrio Ausflüge in die Stadt unternimmt. Immer wieder durchquert er das labyrinthähnliche Hotelgebäude und ist in der Gegenwart genauso wie in einem zeitlosen Raum. Kommt er hier wieder weg? Oder ist er da für immer gefangen? Gibt es überhaupt eine Wirklichkeit oder ist ohnehin alles erdacht, erfunden, erlogen, erträumt, ersonnen, erhofft, ersehnt? Es ist eine wundersame Reise in philosophische Gefilde, auf die uns Eliseo Subiela einlädt und auf der er uns mit unseren eigenen Fluchtwegen konfrontiert.
«Göttliche Abenteuer» titelt der Argentinier Eliseo Subiela seinen jüngsten Film, und in der Tat bewegen wir uns darin wundersam im Kopf seines Protagonisten. LiebhaberInnen des gefühlvollen Regisseurs aus Buenos Aires mögen sich vielleicht an den Film mit dem schönsten Titel erinnern, «No te mueras sin decirme a donde vas» («Stirb nicht, ohne mir zu sagen, wohin du gehst»). Darin versucht ein Mann eine Traummaschine herzustellen, mit deren Hilfe man die Innenseite des Menschen besser erfassen könnte, seine Nachtbilder auch am Tag sichtbar machen.
Wie sehr Eliseo Subiela einer der begabtesten Erinnerungskünstler ist, zeigt sich nun wieder in «Las aventuras de dios», der stärker an die frühesten anlehnt und im besten Sinn an Höhepunkte des europäischen Autorenfilms um 1960 herum erinnert, an Meisterwerke wie «L'année dernière à Marienbad» von Alain Resnais oder «Das Schweigen» von Ingmar Bergman. Subiela lässt uns zwischen Realitäten schweben, zwischen Innen und Aussen, zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Liebe und Verlassenheit.
Als einen «metaphysischen Thriller» bezeichnet er selber seine Geschichte von einem Mann, der in seinen eigenen Kopf vorzudringen scheint und dort aus den Fluten des Gedankenmeeres aufsteigt, um in einem scheinbar verlassenen Hotel aufzutauchen. Dort stösst er auf eine Reihe von Figuren, die ihn an Momente des Lebens erinnern, an die menschliche Existenz und ihre Zutaten. Subiela hat den Film in Digital Video-Technik gedreht, was die Brüchigkeit der Geschichte noch betont.
Walter Ruggle
Credits
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Pressestimmen
«Das ist die exquisite Arbeit eines Meisters des heutigen Kinos, der Film von Eliseo Subiela eine bewegende Meditation über die Zeit, die Erinnerung und den Sinn des Lebens .»
Variety
«Wenn Filme Träume sind, dem Tag zu begegnen - Eine feine Poesie des Absurden hebt an, die Illusion wird zum Erfahrungsraum, und die Bilder holen ihr Echo im Unterbewussten. Wir begleiten einen Mann durch seinen Traum, einen Mann, der fragt: «Wenn wir ein Traum Gottes wären?» Und er macht sich in seinem Traumdasein Sorgen, was mit seinen Traumgefährten geschieht, wenn er aufwacht. Eliseo Subiela wünscht sich, ganz im Geiste Antoine de Saint-Exupérys, dass die Leute seinen Film «mit einer grossen Offenheit betrachten und vielleicht etwas weniger den Verstand als das Herz reagieren lassen». In Eliseo Subielas Traumfilm bleibt das Buch «Las aventuras de Dios», welches dem Werk den Titel gegeben hat, in einem stilvollen Glasschrank des Hotels eingeschlossen. An Gottes Abenteuer Mensch kommen der Träumende nicht heran und nicht seine Mitträumer, nicht selbst das wache Kinopublikum und schliesslich auch die Wissenschaftler unter ihm nicht, die den DNA-Code entschlüsselt haben. So durch den Film initiierte Gedanken weiterzuspinnen ist erlaubt, denn Eliseo Subiela will uns bewegen, unser Inneres zum Schwingen bringen. Wenn er sagt, «Las aventuras de Dios» sei für ihn die grösste Übung an Freiheit, die er im Kino durchgezogen habe, denn noch nie habe er sich bei einem Film so frei gefühlt, meint er wohl primär Inhaltliches. Seine Freiheit begann mit dem «automatischen» Schreiben des Drehbuchs im Sinne der écriture automatique André Bretons, einem Aufzeichnen ohne vorgefasste Absicht, ohne rationalen Filter. Und sie setzte sich fort in der Arbeit mit der digitalen Videotechnik, die sich als traumadäquat erwies und Aufnahmen ermöglichte, welche sonst nicht zu zahlen gewesen wären: das einsame Auge etwa, das im Sand blinzelt. Und da sind noch diese zwischen Surreales geschnittenen schwarzweissen Szenen: Küchentisch mit Frau und Säugling, Vorstadt mit Wohnsilos und Tram, Alltag bar der Poesie. Wer weiss, ob nicht gerade sie Traum, Albtraum sind?»
Fred Zaugg, Der Bund
«Subiela, bei uns bekannt mit Filmen wie «El lado oscuro del corazón» und «Pequeños milagros», hat sich in seinem neusten Film vollständig dem Surrealismus verschrieben. Poetisch versponnen taucht er ein in die Innenwelten eines Mannes, der – gespielt von Pasta Dioguardi – bis ans Ende des Films namenlos bleibt. Subiela bezeichnet «Las aventuras de Dios» als «metaphysischen Thriller». Metaphysisch war schon die Art, wie der Film zustande kam. Um möglichst frei zu sein, unterzog sich Subiela für das Drehbuch der Technik des «automatischen Schreibens», das heisst, er liess seinen Fantasien und Assoziationen freien Lauf. Allerdings ängstigte ihn das Resultat dann derart, dass er dem Skript später eine besser verständliche Struktur verpasste. Während etwa Salvador Dalí und Luis Buñuel in ihrem surrealistischen Kurz-film «Un chien andalou» (1928) kein Bild zulassen, für das es eine rationale Erklärung gibt, erzählt «Las aventuras de Dios» eine logisch nachvollziehbare Liebesgeschichte. In dieser kreuzen sich, wie in Subielas früheren Filmen, Melancholie, Schmerz, Angst und Sehnsucht. Und manchmal kratzt der Film, traumtrunken und zauberhaft, am Glitterlack des Kitsches. Was keineswegs negativ gemeint ist.»
Tele