Na putu - On the Path
Luna und Amar sind ein verliebtes Paar. Sie haben begehrte Jobs und geniessen das Leben im pulsierenden Alltag von Sarajevo. Sie ist als Flight Attendant viel in der Luft, und er verliert manchmal an Boden, wenn er ein Glas zu viel hebt. Als man ihn im Tower mit Schnaps im Kaffee erwischt, wird Amar suspendiert. Beim Ausflug zum Riverrafting trifft er auf einen alten Bekannten, findet durch ihn eine Anstellung in einer ultrakonservativen religiösen Gruppierung und beginnt sich zu verändern. Die lebensfrohe Luna versteht ihn immer weniger. Sie muss sich entscheiden, wie viel an eigenen Werten sie für die Liebe aufgeben will. Und sie fragt sich: Wie viel Religion erträgt der Mensch? Jasmila Žbanić (Grbavica) hat einen ebenso einfühlsamen wie hochgradig aktuellen Liebesfilm gestaltet.
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Was, wenn der Liebste entschwindet? Jasmila Žbanić hat mit ihrem ersten Spielfilm Grbavica international Aufsehen erregt und den Goldenen Bären in Berlin gewonnen. Sie erzählte darin die Geschichte einer Tochter in Sarajevo, die glaubt, das Kind eines Kriegshelden zu sein und erfahren muss, dass sie das Kind einer Vergewaltigung im Krieg ist. Was an Žbanićs Film so nachhaltig berührte und überzeugte: Die Filmemacherin schaffte es, ohne Rückblende, aus der erzählten Gegenwart heraus die Vergangenheit sichtbar zu machen, die Wunden, die diese Vergangenheit in den Menschen hinterlassen hat. Wie ist es möglich, nach einem Bruderkrieg zurückzufinden in das, was man ein normales Leben nennen mag, in einen Alltag ohne Waffen und ohne äussere Bedrohung? Wie ein ganz gewöhnliches Leben führen und – zum Beispiel – eine Liebe erfahren, wie das Luna und Amar in Žbanićs neuem Spielfilm Na putu – Zwischen uns das Paradies tun? Die engagierte Filmemacherin gibt keine direkten Antworten auf diese Fragen, aber sie führt uns auch in der neuen Erzählung vor Augen, dass die Vergangenheit nicht etwas ist, was man im Kehrichtsack auf die Strasse runterstellen kann – und weg ist sie. Ihr Fokus liegt auf Luna, der weiblichen Figur, aber wenn sie in Luna hineinschaut und in das, was die junge, attraktive und lebensfrohe Frau erlebt hat, dann denkt sie die Geschichte von Amar mit. Die beiden lieben einander und könnten zusammen ein zufriedenes Leben verbringen. Der unerfüllte Kinderwunsch unterstreicht ihre Verbindung, und gemeinsam schaffen sie es auch, mit dem Erfahrenen von damals zu leben. Vielleicht trügt der Schein, denn als Amar
seine angestammte Stelle verliert, wird er aus dem Rhythmus geworfen. Er trägt die Last der Kriegsvergangenheit mit sich, weiss nicht, ob er je Kinder zeugen kann und steht ohne Arbeit da. Der Ruf des religiösen Freundes erreicht ihn in einem Moment der Schwäche. Jasmila Žbanić konzentriert sich aber weniger auf sein Abgleiten aus der gemeinsamen Liebeswelt als vielmehr auf das Erleben von Luna, seiner Partnerin. Wie weit kann sich der Geliebte entfernen, bis die Distanz zu gross wird? Na putu ist eine Liebesgeschichte, aber der Film erzählt auch von einer Entfremdung.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
Internationale Filmfestspiele Berlin – Wettbewerb
Bernhard Wicki-Filmpreis am Filmfest München
Regiepreis – Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern
Innsbruck International Filmfestival
Credits
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Pressestimmen
«Wie viel Freiheit geht und wie viel Liebe? Na putu erzählt eine Beziehungsgeschichte, und erzählt doch viel mehr.» Der Tagesspiegel, Berlin
«Man hätte sich mehr solche Filme gewünscht, die so unmittelbar an der Gegenwart andocken und den Fragen, die sie aufwerfen, auch gewachsen sind.» Tages-Anzeiger, Florian Keller
«Klug argumentierend und beziehungsreich fotografiert.» NZZ, Christoph Egger
«Zrinka Cvitešić spielt die Rolle der modernen Bosnierin, die zwischen Sehnsucht und emanzipatorischem Selbstverständnis schwankt, äusserst überzeugend.» Basler Zeitung, Annette Scharnberg
«„Na putu“ ist ein Beziehungsdrama in scharfen Kontrasten: In der Disco ist das Leben laut und ungezwungen, im Zeltlager bei den Burkas und den Bärten herrscht züchtiger Frieden. Pädagogisch wertvolles Kino für diskussionsfreudige Schulklassen? Sicher. Aber man hätte sich (an der Berlinale 2010) mehr solche Filme gewünscht, die so unmittelbar an der Gegenwart andocken und den Fragen, die sie aufwerfen, auch erzählerisch gewachsen sind.» Tages-Anzeiger, Florian Keller
«Die 1974 in Sarajevo geborene Regisseurin legt in „Na putu“ beunruhigend dar, wie in Bosnien-Herzegowina fundamentalistische Aktivitäten einen traditionell „säkularen“ Islam zu verdrängen versuchen.» Neue Zürcher Zeitung, Christoph Egger
«Differenziert und ohne moralischen Zeigfinger spiegelt die Filmautorin Jasmila Zbanic die Auswirkungen des religiösen Fanatismus im Nachkriegs-Bosnien in der Geschichte einer Entfremdung. Ein feinfühliger, starker Film!» NZZ am Sonntag, Christan Jungen
«Der Konflikt zwischen Kriegstrauma und Gegenwart, Selbstbestimmung und der Sehnsucht nach spiritueller Gemeinschaft öffnet das Spannungsfeld für dieses differenzierte Beziehungsdrama.» Züritipp, Hannes Nüsseler
«Nach dem Spielfilm „Grbavica“ im Jahre 2006 drehte Jasmila Zbanic 2010 ihren ebenso wichtigen neuen „Na Putu – Zwischen uns das Paradies“. Damit nimmt die 1974 in Sarajevo geborene Regisseurin in der Region Bosnien-Herzegowina den Puls ihrer gesellschaftlichen Befindlichkeit. Mit einer berührenden Liebesgeschichte schildert sie gleichzeitig die Geschichte eines Landes, das sich nach dem blutigen Krieg zu erholen beginnt, doch gleichzeitig bereits wieder einen Glaubenskrieg zu versinken droht.» der-andere-film.ch, Hanspeter Stalder
«Ein starkes Gesellschaftsdrama, das auf vorschnelle Urteile verzichtet.» Annabelle
«Primär aus der Perspektive von Luna zeigt die Regisseurin die letztlich als Entfremdung von der Restwelt vonstatten gehende Veränderung von Amar. Dabei liefert sie natürlich keine Antworten darauf, weshalb er sich an diesen sogenannten Halt klammert, zeigt dafür ungemein feinfühlig nach, welche Konsequenzen für die Beziehung und Luna darauf folgen – offensichtlich zwangsweise. Froh.» p.s
«Der aufwühlende Film berührt nicht durch explizite Handlungen oder grosse Diskussionen – vielmehr wirft Jasmila Zbanic Fragen auf, die in der Schwebe bleiben, und wie in „Grbavica“ erweist sie sich als Meisterin feiner Andeutungen, zu denen auch die hervorragenden Schauspieler beitragen.“ Andrea Lüthi
«Das Beziehungsdrama ist differenziert und glaubhaft gespielt, die traumatische Vergangenheit nicht in psychologisierenden Rückblenden, sondern als Einbruch der Stille präsent. In ihnen zeigt sich Zbanics Sehnsucht nach einer Vorkriegszeit, die in ihrer pluralistischen Toleranz mehr Zukunft hatte als der ideologische Grabenkampf der Gegenwart.» Der Bund
«Packend und feinfühlig, aber mit klarem Standpunkt, zeigt der Film das Dilemma der jungen Frau, die sich entscheiden muss zwischen ihrer Liebe und der gewohnten Freiheit.» SonntagsZeitung, MIS
«In leisen Tönen und ruhigen Bildern erzählt Zbanic in „Na Putu“ von einem Liebespaar, das sich immer mehr entfremdet. Dabei denunziert sie Amar nie als Fanatiker, sondern zeigt ihn als jungen Mann, der auf der Suche nach einem Sinn in seinem Leben ist. Was tun, wenn einem das Liebste, das man hat, entgleitet? Diese Frage stellt Zbanic, ohne eine Antwort darauf zu geben.» WOZ, Silvia Süss
«Sarajevo, die pulsierende Hauptstadt Bosniens, birgt als Schmelztiegel gegensätzlicher Kulturen viel Energie in sich. Trotz dieses Schauplatzes ist in „Na Putu“, dem neuen Film von Jasmila Zbanic, von Hektik keine Spur. Die bosnische Regisseurin räumt ihren Szenen viel Zeit ein, dadurch gewinnt der Film an Ruhe. Der Krieg liegt wie ein Schatten über seinen Kindern, die Geborgenheit suchen. Amar findet sie bei Allah, Luna verliert sie mit Amar. Der Film ist voller Gegensätze, wie sie auch die bosnische Sprache in sich trägt. Mal roh, herb und dann wieder poetisch.» ZS
«Toutes les émotions – amour, humour, perplexité, déception, souffrance, colère, révolte, détermination – passent sur le beau visage de Zrinka Cvitesic, la superbe actrice qui interprète une Luna forte et fragile à la fois, avec tant de simplicité et de talent.» Aux arts etc.ch, Françoise Bieri Hirlemann
«Jasmila Zbanic entwirft in ihrem hoch aktuellen Zweitlingsfilm ein modernes, urbanes Szenario im heutigen Sarajevo. Es ist die Vielschichtigkeit in den Wahrnehmungen und Handlungssträngen, die dem Film seine Tiefe und Freiheit gibt. Die schmerzhafte Vergangenheit von Krieg, Völkermord und Vertreibung spielt unaufdringlich und eindringlich zugleich in die Gegenwart hinein. Auch in ihrem neuen Film gelingt es der jungen Regisseurin, die Verheerungen des Krieges sichtbar zu machen, ohne ihn zu zeigen. Und für diesen Schmerz, diesen Verlust des Gleichgewichts findet sie ausgesucht schöne, anspielungsreiche Bilder, die man nicht so leicht vergisst.» ProgrammZeitung, Alfred Schlienger