Shamt al kushur - Les silences du palais
Französisch spricht sie, die herrschende Klasse in Tunesien. "Rück zur Seite, du bist auf dem Bild", sagt der Fotograf zu Alia, der Bedienstetentochter im Spielfilm "Les silences du palais" von Moufida Tlatli. Das Mädchen hat auf dem Familienbild des Prinzenclans nichts verloren, obwohl sein Vater vermutlich auch der Prinz ist. Aber darüber wird nicht gesprochen. Das Schweigen des Palastes ist die Metapher für das Schweigen einer ganzen Welt. Die tunesische Filmemacherin Moufida Tlatli, die 1968 die Pariser IDHEC besucht hatte und in den Jahren danach als Cutterin für Filmer wie Michel Khleifi, Férid Boughedir und Nacer Khemir arbeitete, begibt sich in ihrem Regiedebüt auf eine faszinierende Reise in die jüngere Vergangenheit, auf eine Reise in die dunkleren Tiefen der arabischen Gesellschaft, die hier als feudale gezeichnet ist. Neben dem Schweigen prägt "Chaifa", die Angst, Tlatlis Film. Die erwachsene und als Sängerin äusserst erfolgreiche Alia reist in der Gegenwart zurück in jenen Palast, aus dem sie zehn Jahre zuvor geflohen war. Ihre Mutter hatte dort gearbeitet, den Vater kannte sie nie. Alia war am gleichen Tag wie die richtige Prinzentochter zur Welt gekommen, allerdings unten, bei den Bediensteten, und das ergibt auch die Perspektive für diesen Film, in dem es um gesellschaftliche Hierarchien genauso geht wie um Hierarchien zwischen Männern und Frauen.
Im Heute steigt die junge Frau hinab in die leeren Räume, die sich mit Erinnerungen füllen, mit Leben. Moufida Tlatli blickt zurück auf eine Frauengesellschaft, die sich im Kern noch nicht verändert hat, gestaltet ein "Règle du jeu" auf tunesisch. Die Kamera schwenkt über schweigende Frauengesichter, stumm hinab zu Teigknetenden. Der geschlossene und ein Stückweit auch geschützte Palastraum wird nur durch das Radio durchbrochen, wo historische Ereignisse eindringen, das angebliche Ende einer Feudalherrschaft sich ankündigt. Was kommt danach? Wird das Schweigen durchbrochen? Wird die Angst überwunden werden? "Les silences du palais" macht klar, dass nur wenig sich verändert hat. Zwar hat Alia Jahre einen festen Lebensgefährten, doch will der genauso, wenn auch auf neue Art, über ihren Körper mitbestimmen.
"Unser Leben ist eine Ausgangssperre", sagt eine der Frauen in der Küche einmal. Moufida Tlatli durchbricht mit ihrem Film die Sperre, leise, ohne viel Aufhebens. Sie hat den Film ihrer Mutter gewidmet, was den Kreis der eigenen Erfahrungen mit dem Kreis der Filmhandlung schliesst. Alltäglich ist dieser Blick einer Tunesierin auf die gesellschaftlichen Verhältnisse fürwahr nicht. Die junge Frau und das Männerorchester, die motivische Montage in einem freien Zeitenfluss, die schwachen Männer, die das Sagen nur durch Wahren der Hierarchie innehalten, das Bild der Berührung durch das vergitterte Fenster: Das sind Momente, die nachhallen aus einem Film, der seine Kraft just aus der Schweigsamkeit bezieht und damit das Schweigen bereits unübersehbar durchbricht.
Walter Ruggle
Golden Tulip, Istanbul Filmfestival
Special Mention Caméra d'Or Cannes Film Festival
Best First Film Chicago
International Film Critics' Award Fipresci, Toronto
Im Heute steigt die junge Frau hinab in die leeren Räume, die sich mit Erinnerungen füllen, mit Leben. Moufida Tlatli blickt zurück auf eine Frauengesellschaft, die sich im Kern noch nicht verändert hat, gestaltet ein "Règle du jeu" auf tunesisch. Die Kamera schwenkt über schweigende Frauengesichter, stumm hinab zu Teigknetenden. Der geschlossene und ein Stückweit auch geschützte Palastraum wird nur durch das Radio durchbrochen, wo historische Ereignisse eindringen, das angebliche Ende einer Feudalherrschaft sich ankündigt. Was kommt danach? Wird das Schweigen durchbrochen? Wird die Angst überwunden werden? "Les silences du palais" macht klar, dass nur wenig sich verändert hat. Zwar hat Alia Jahre einen festen Lebensgefährten, doch will der genauso, wenn auch auf neue Art, über ihren Körper mitbestimmen.
"Unser Leben ist eine Ausgangssperre", sagt eine der Frauen in der Küche einmal. Moufida Tlatli durchbricht mit ihrem Film die Sperre, leise, ohne viel Aufhebens. Sie hat den Film ihrer Mutter gewidmet, was den Kreis der eigenen Erfahrungen mit dem Kreis der Filmhandlung schliesst. Alltäglich ist dieser Blick einer Tunesierin auf die gesellschaftlichen Verhältnisse fürwahr nicht. Die junge Frau und das Männerorchester, die motivische Montage in einem freien Zeitenfluss, die schwachen Männer, die das Sagen nur durch Wahren der Hierarchie innehalten, das Bild der Berührung durch das vergitterte Fenster: Das sind Momente, die nachhallen aus einem Film, der seine Kraft just aus der Schweigsamkeit bezieht und damit das Schweigen bereits unübersehbar durchbricht.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
Tanit d'Or & Best Actress, Festival de CarthageGolden Tulip, Istanbul Filmfestival
Special Mention Caméra d'Or Cannes Film Festival
Best First Film Chicago
International Film Critics' Award Fipresci, Toronto
Credits
Originaltitel
Shamt al kushur - Les silences du palais
Titel
Shamt al kushur - Les silences du palais
Regie
Moufida Tlatli
Land
Tunesien
Jahr
1994
Drehbuch
Moufida Tlatli
Montage
Moufida Tlatli
Musik
Anovar Brahem
Kamera
Youssef Ben Youssef
Ton
Faouzi Thabet
Ausstattung
Claude Bennys
Produktion
Cinétéléfilm und Magfilm, Tunesien; Mt Films, Frankreich
Formate
35mm, DVD
Länge
128 Min.
Sprache
Arabisch/d/f
Schauspieler:innen
Amel Hedhili (Khedija), Hend Sabri (Alia als Kind), Ghalia La-croix (Alia 25 Jahre alt), Najia Ouerghi (Khalti Hadda), Sami Bouajila (Lotfi), Hichem Rostom (Si Bechir)
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Pressestimmen
"Ein atemberaubend schöner Film!"
- SZ
"Ein poetischer und politischer Trip in die hermetische Welt arabischer Frauen!"
- Süddeutsche Zeitung
"Ein kraftvolles Antikriegsdrama!"
- Variety
The London Times :
“Tlatli directs with unforced eloquence: and the rage within the film at women's role in Islamic society appears all the more powerful for being so contained. Compelling.”
The Guardian (Lizzie Francke):
“Extraordinarily poetical debut.”
Premiere :
“Hypnotic and powerful.”
New York Times (Caryn James):
“A fascinating and accomplished film...”
Daily Telegraph :
“This week's most moving film....a quiet, lucid and devastating debut...a small masterpiece.”
- SZ
"Ein poetischer und politischer Trip in die hermetische Welt arabischer Frauen!"
- Süddeutsche Zeitung
"Ein kraftvolles Antikriegsdrama!"
- Variety
The London Times :
“Tlatli directs with unforced eloquence: and the rage within the film at women's role in Islamic society appears all the more powerful for being so contained. Compelling.”
The Guardian (Lizzie Francke):
“Extraordinarily poetical debut.”
Premiere :
“Hypnotic and powerful.”
New York Times (Caryn James):
“A fascinating and accomplished film...”
Daily Telegraph :
“This week's most moving film....a quiet, lucid and devastating debut...a small masterpiece.”