Star

von Anna Melikian, Russland, 2014

Mascha ist bereit, alles zu opfern, um gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen und Filmstar zu werden. Sie ist nicht besonders begabt, dafür sehr optimistisch. In einem Nachtclub, wo sie als Meerjungfrau arbeitet, trifft sie Kostia, den Sohn eines Moskauer Oligarchen. Der Junge flieht aus dem goldenen Käfig des Elternhauses, um das wahre Leben zu spüren. Bald landet dort auch Rita, die kühl berechnende Stiefmutter von Kostia. Die Lebenswege dieser drei ganz verschiedenen Menschen kreuzen sich auf überraschende Weise. Ein faszinierendes neues Märchen für Erwachsene von Anna Melikian, die uns schon mit «Rusalka» verzaubert hat.

Mascha ist eine aufgestellte junge Frau. Sie hat trotzdem ein Problem, denn sie meint, ihr Körper würde nicht in allen Belangen dem entsprechen, was die Medien und die Werbung ihr und Tausenden von anderen aufgestellten jungen Frauen in der ganzen Welt als Ideal vorführen. Also macht sich Mascha eine Liste mit jenen Dingen, die sie an sich ändern möchte. Ohren anpassen, Beine begradigen, Busen auspolstern, Lippen aufpumpen. Zum Teil geht das ohne grossen Aufwand, zum Teil ist es mit Kosten verbunden, die Mascha sich nicht leisten kann. Woher nur das Geld nehmen, ohne zu stehlen?

Anna Melikian (Rusalka) erzählt mit einem leisen Schalk vom Schönheitswahn unserer Gegenwart, und sie tut dies in städtischen Dekors, die von der Zerrissenheit der Gesellschaft künden. Es gibt nicht viele Filmschaffende, die die Architektur noch so direkt sprechen lassen wie die Russin, die nah am
Alltag bleibt, gleichzeitig das Märchenhafte liebt und es versteht, die wunden Punkte ihrer Umgebung zu fokussieren. Wie in «Rusalka» kommt auch hier eine Art menschliche Fee zur Welt, die versucht, sich anzupassen und dabei Gefahr läuft, sich selber zu verlieren. Das ist ein weiteres starkes Kino-Stück aus Russland: es trifft mit seinem Thema die ganze Welt.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Best Director, Open Russian Film Festival Kinotavr, Socchi

Best actress Severija JANUSHAUSKAITE

artwork

Credits

Originaltitel
Star
Titel
Star
Regie
Anna Melikian
Land
Russland
Jahr
2014
Drehbuch
Anna Melikyan, Andrey Migachev
Musik
Alina Orlova, Anna Drubich, Igor Vdovin
Kamera
Alisher Khamidkhodjaev
Ton
Kirill Vasilenko
Kostüme
Anna Christova
Ausstattung
Ulyana RYABOVA
Produktion
Mars Média; Ruben Dishdishyan, Anna Melikyan
Formate
DVD, Blu-ray, DCP
Länge
133 Min.
Sprache
Russisch/d/f
Schauspieler:innen
Tina Dalakischwili (Mascha), Severija Janushauskaite (Rita), Pawel Tabakow (Kostia), Andrei Smoliakow (Der Minister), Juozas Budraitis (Der Alte), Goscha Kutsenko (Der Schauspieler)

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Pressestimmen

«Star ist ein Filmbijoux aus Russland, das die Frage nach dem authentischen Leben im falschen Streben nach äusserlicher Perfektion stellt.» Medientipp

«In dieser Welt, in der Konsum als höchste Errungenschaft erscheint, lässt Regisseurin Anna Melikian Menschlichkeit surreal wirken. Etwa wenn Mascha Geld für eine Schönheitsoperation geschenkt erhält und sich so freut, dass sie auf der Strasse Bauarbeiter umarmt. Wie schon Melikians Tragikomödie Rusalka (2007) fühlt sich Star leicht an. Das liegt am feinen Humor, aber auch am Einsatz von Knallfarben und formalen Spielereien wie dem Heranzoomen von Details. Die Leichtigkeit trügt ebenso wie Maschas Oberflächlichkeit.» NZZ am Sonntag, Flavia Giorgetta

«Ein Film, der lange daherkam wie eine surreale Komödie, verwandelt sich in eine atemberaubende Parabel über Kunstkörper und Körperkunst, über letzte Begehren und den Traum, das Leben in einem Schimmer aus unantastbarer Perfektion zu verlassen. Schliesslich ist der Mensch vor allem eine Erscheinung. Und wenn schon alles beschissen ist, soll wenigstens das Ende gut sein. Wörtlicher wurde «Happy End» nie genommen.» Watson

«Star setzt der Oberflächlichkeit einer Konsumgesellschaft zwischenmenschliche Wärme und kulturellen Tiefgang entgegen.» Filmbulletin

«In der Tragik steckt bei Melikian eben auch eine Komödie, ohne dass die Regisseurin der Sozialkritik humoristischen Zwang antut: Mit einem präzisen Blick für Situationskomik und die Absurdität des Alltags bringt Melikian das real existierende Elend ihrer Figuren mit der zauberischen Wirkungsmacht des Zufalls zusammen, ohne dass der Film deswegen klebrig oder klischiert wirkt.» WochenZeitung

«Anna Melikians Star ist eine Mischung aus Gesellschaftssatire und modernem Märchen. Einerseits wird Putins Russland an den Pranger gestellt, anderseits flirrt ein leiser Hoffnungsschimmer durch die Strassen von Moskau.» Radio srf 3

«Melikian kritisiert mit Schalk und Sakrasmus die oligarchisch geprägte Gesellschaft Russlands. Sie hält dem Land mit kluger Zurückhaltung vor, dass es um seiner Lust an Reichtum und Einfluss willen alles aufs Spiel setzt: Kultur, Moral, Umwelt und vor allem die Menschlichkeit.» Tages-Anzeiger

«Die Geschichte entwickelt einen optimistischen Charme, und mitten im hektischen und kühlen Moskau entsteht ein warmer Märchenzauber.» Radio srf 3

«Anna Melikians Film Star zeichnet ein krasses Bild des heutigen Russland, zwischen Luxusprostitution, Kunstwollen und Oberflächenglamour und ist doch nur auf den ersten Blick grell und plakativ. Insbesondere der spindeldürren, charismatischen Tina Dalakischwili als Mascha gelingt es mühelos, in der medialen Plasticwelt ein eigenwilliges, lebensprühendes Menschenkind zu zeichnen. Sie ist ein Star.» Neue Zürcher Zeitung

«Die Geschichte überrascht unablässig mit neuen Wendungen und erinnert daran, dass der Schein oft trügt.» Cinéfeuilles


«Ausgelassenheit und Melancholie, Melodram und Burleske mischen sich zu einer unwiderstehlichen Melange.» Movie News

«Heitere Gesellschaft für Almodovars High Heels und KikaVechernyaya Moskva

«Melikian hat ein im alltäglichen Dekor spielendes, märchenhaftes Werk mit ironischem Zwinkern gedreht.» Kulturmagazin Luzern

«Der Film erzählt in alltäglichen und schrillen Bildern von einer Generation im heutigen Materialismus.» Kulturtipp

«Star ist das Porträt einer verlorenen Generation junger Menschen, die am Materialismus verzweifeln.» Tipp Berlin

«Star ist ein berührender Film über das Zwischenmenschliche und eine kritische Auseinandersetzung mit heutigen Schönheitsidealen.» Berliner Filmfestivals


Anna Melikian: the world's top 10 most promising film directors. Variety