West Beyrouth
Drei Jugendliche wachsen im religiös geteilten Beirut auf. Sie sind befreundet und scheren sich einen Deut darum, wer woher kommt. Sie wollen leben und ihren Frieden haben. Ziad Doueiri hat einen der sensibelsten Filme zum Nahen Osten gestaltet, ein ebenso unterhaltsames wie nachdenklich stimmendes Werk. Tarek, Omar und May sind drei Jugendliche, die zur Zeit des Bürgerkriegs in den siebziger Jahren in der zweigeteilten Stadt Beirut leben und mit der schwierigen äusseren Situation zurecht kommen müssen. Sie wollen sich die Lebensfreude nicht nehmen lassen und entdecken die Stadt, ihre Grenzen, die Möglichkeiten, sie zu überschreiten. Ein Ausflug auf die andere Seite führt sie ins Bordell von Oum Walid und damit auch in die Nähe von einem Leben, das frei ist von politischen Querelen, die ihre Kindheit geprägt hat.
Ziad Doueiri erzählt die grösstenteils autobiographische Geschichte der jugendlichen Entdeckungsfreude mit unschuldigem Blick und einem ausgeprägten Sinn für all die leisen Zwischentöne, die seinen Film zu einem geradezu sinnlichen Ereignis machen. Obwohl da die Last der aktuellen Situation ist, erweist sich «West Beyrouth» als ausgesprochen unterhaltsam. Seine Ironien lassen einen schmunzeln und die Nachdenklichkeit vom Ende stellt sich sanft ein und ist wichtig. «West Beyrouth» ist einer der schönsten Filme zum Jugendlichsein der vergangenen Jahre, eine bewegende Chronik des Erwachsenwerdens und darüber hinaus ein besinnlicher Film zum Thema der Grenzüberwindung, der politischen, religiösen wie der kulturellen Grenzen.
Durch die beiden unzertrennlichen Freunde Omar und Tarek, die im muslimischen Westbeirut leben, aber im christlichen Osten zur Schule gehen, und durch die Christin May erleben wir die chaotische und rebellische, inkonstante und archaische Kultur des Nahen Ostens. So bedeutet der Ausbruch des Bürgerkriegs im April 1975 für unsere sympathischen Helden vor allem die Freude an der schulfreien Zeit. Tarek, Omar und die schöne May führen uns gleichzeitig durch das lokale Kolorit der geteilten Stadt Beirut, und sie erfahren, wie sorgloses Vergnügen sich an den Realitäten der Gesellschaft zu reiben beginnt. Wie ein unaufdringlicher Leitfaden wirkt da, was Tareks Vater zu Beginn des witzigen, zugleich fiebrigen und fragilen Filmes sagt: «Der Westen analysiert den Orient, ohne ihn zu verstehen.»
Festivals & Auszeichnungen
Prix Francois Chalais und Preis der arabischen Kritik, Cannes; Grosser Preis der Biennale des arabischen Films, Paris; Preis für das beste Debüt, Karthago; Preis der Internationalen Filmkritik, Toronto; Grosser Preis der Jury, Taiwan; Preis der Jugend, Valladoid; Preis für das beste Drehbuch, Fribourg.