Jom

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Der zweite und letzte Langspielfilm des 1987 verstorbenen senegalesischen Kameramanns und Filmemachers Ababakar Samb Makharam setzt in der Gegenwart an, und betrachtet zuerst in einigen Szenen die Stimmung in einem Viertel, wo Frauen mit ihren Männern alles andere als zufrieden sind. Sie weisen sie zurecht und pochen darauf, dass sie mit ihren verwerflichen Handlungen ihre Würde nicht so leicht aufs Spiel setzen sollen. Die Auseinandersetzungen haben nicht nur damit zu tun, dass der eine mal wieder fremdgegangen ist und nicht mehr ganz nüchtern heimkehrt; es geht ziemlich bald und weit handfester um die Frage, wie Mann sich etwa verhält in einem in Gang befindlichen Arbeitskonflikt. Der Griot erzählt eine Geschichte, die illustriert, wie der selbstlose Widerstand gegen Machthaber eine Pflicht ist, wenn das Volk oder der Einzelne andererseits seinen "Jom" nicht verlieren will. Jom wiederum ist ein kaum übersetzbarer Begriff aus der Sprache der Woloff; er bedeutet in etwa Würde, Mut, Respekt.
Makarams Film blendet immer wieder zurück auf Ereignisse in früheren Jahren, die allesamt vom Bewusstsein des Volkes um die Notwendigkeit des Kampfes für die eigene Würde handeln. So leitet etwa die Situation im Hause des Fabrikbesitzers, wo eine überhebliche Frau ihre Hausangestellte terrorisiert, über zur Schilderung, wie in den vierziger Jahren junge Bäuerinnen von der Dürre in die Stadt getrieben wurden und dort der Willkür der Besitzenden ausgeliefert waren. Sie kommen in die Stadt und dürfen den Besitzenden einerseits zujubeln und Spalier stehen, andererseits die Lasten tragen, die Drecksarbeit machen. Aus diesem Geschehen heraus entwickelt sich jene lange, ausdrucksstarke und zentrale Tanzszene, in der die Sängerin Koura Thiaw bei einem Gastspiel den Ausgebeuteten Mut zuspricht und sie zum Kampf um Würde ermuntert. Makharam führt uns mit der Kraft der Volksseele vor Augen, wie in der gemeinsamen Aktion ein Rhythmus stecken kann, der stark macht. Stilistisch erinnert sein filmisches Fresko ans brasilianische "Cinema Novo" mit seinen fliessend ineinander übergehenden Ebenen, mit der Durchdringung von Realität und Mythos, von Freude und Bedrücken, mit seiner ebenso einfachen wie starken Symbolik. Mit zunehmendem Verlauf verdichtet sich das Geschehen und irgendwie auch die Ausdruckskraft, bis hin zum Kulminationspunkt im Tanz von Koura Thiaw, zu dessen pulsierendem Rhythmus sich selbst die Leinwand zu bewegen scheint.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Cannes Filmfestival
International Critics' Week 1982
New York
New Directors and New Films Festival 1983

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Credits

Originaltitel
Jom
Titel
Jom
Regie
Ababacar Samb Makharam
Land
Senegal
Jahr
1981
Drehbuch
Ababacar Samb Makharam
Montage
Alix Régis
Musik
Lamine Konté
Kamera
Peter Chappel, Orlando Lopez
Ton
Jules Diagne
Produktion
Momar Soukey N'Diaye für Baobab Film, Dakar
Formate
35mm
Länge
80 Min.
Sprache
Wolof/d/f
Schauspieler:innen
Oumar Seck (Diéri), Oumar Gueye (Khaly), Amadou Lamine Camara (Madjeumbe), Dumi Sena (Koura Thiaw), Fatou Sam Fall (Frau Diop)

Pro Material

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Pressestimmen

«Ababacar Samb Makharam a filmé en 35mm panoramique, sur écran large, avec des couleurs qui ont peu à voir avec les nôtres. Il déploie les tons et rapports de couleur, de lumière, avec une infinie douceur, à l'image d'un récit qui esquisse, flâne, sans jamais vouloir prouver quoi que ce soit. Malgré l'abus du terme aujourd'hui, son utilisation pour des causes douteuses, c'est de morale, la morale indispensable à une Afrique digne de ses origines, ennemie des slogans et de la démagogie, que le cinéaste se fait le héraut.» Le Monde

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Ababacar Samb Makharam:

«Die Frau ist sehr wichtig in Afrika, und diese Bedeutung wurde erst in Frage gestellt mit dem Einbruch der christlichen und islamischen Religion. Vorher gab es das Matriarchat.»

«Jom is a Wolof word which has no equivalent in English or French, Jom means courage, dignity, respect... It is the origin of all virtues.»