Er gehört zu den Schlüsselfilmen des italienischen Kinos und des europäischen Kinos, er packte in den 1970er Jahren, in denen er in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat, das Publikum und regte zu Diskussionen an: Padre padrone, jener Film, der den Gebrüdern Paolo und Vittorio Taviani zum internationalen Durchbruch verhalf und sie zum Vorzeigepaar Italiens machte (zu einer Zeit, in der Berlusconi noch nicht alles ruiniert hatte, was man Filmbranche nennen konnte und Filmkunst). Ein Bildungsstück im engsten Sinn des Wortes, ansetzend in der Schule eines sardischen Dorfes, aus der ein Bauer und Vater (Omero Antonutti) auftritt und von der real existierenden Figur des früheren Hirtenjungen Gavino Ledda mit einem Stecken ausgestattet wird, bevor seine Geschichte erzählt wird.

Der Hirtenjunge Gavino wächst in einer archiaschen, von jahrhunderte alt wirkender Unterdrückung und Demütigung geprägten Welt auf. Mit sechs Jahren wird er von seinem Vater aus der Schule geholt, um die Schafe zu hüten und zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Schliesslich hat man ihn auf die Welt gestellt, damit er arbeiten kann und nicht zum Lernen. Gavino lernt vom Vater die Natur kennen, lernt Sehen und Lauschen, aber was ihm vorenthalten wird ist die Kultur, ist das Wissen. Auf dieses stösst er erst im Alter von 18 Jahren in der Armee, wo er endlich lesen und schreiben lernt und seine Freude am Wissen entwickelt. Freundschaftlich zur Seite steht ihm dabei ein junger Mann, mit dem er im Panzer Vokabeln durchgeht und Vergil rezitiert: Nanni Moretti, der eben erst seinen Film Io sono un autarchico gedreht hat und hier noch als Schauspieler wirkt.

In Padre padrone beschreiben Paolo und Vittorio Taviani, frei der Biografie des realen Gavino Ledda folgend, einen Emanzipationsprozess, die Geschichte einer exemplarischen Möglichkeit, gegen alle Chancen zu gewinnen. Gleichzeitig ist er ein Dokument des Elends und der Hoffnungslosigkeit in den sardischen Bergen, aus dem der gebildete Hirtensohn ausbricht, um rückkehrend an der Verbesserung der Situation zu arbeiten.

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Originaltitel Padre Padrone
Deutscher Titel Padre Padrone - Mein Vater, mein Herr
Französischer Titel Padre Padrone
Andere Titel Padre Padrone
RegisseurIn Paolo & Vittorio Taviani
Land Italien
Kinoformate 35mm, DVD, Blu-ray, DCP
Drehbuch Gavino Ledda (Buch, Paolo & Vittorio Taviani
Montage Roberto Perpignani
Musik Egisto Macchi
Kamera Mario Masini
Ton Pietrantonio Federico, Giovanni Sardo
Ausstattung Gianni Sbarra
Kostüme Lina Nerli Taviani
Produktion Giuliani G. De Negri, Rai Due
Länge 113 Min.
Sprache Italienisch/d + f
SchauspielerInnen
Omero Antonutti Vater
Saverio Marconi Gavino
Marcella Michelangeli Mutter
Fabrizio Forte Gavino jung
Marino Cenna Hirte
Stanko Molnar Sebasiano
Nanni Moretti Cesare
Pierluigi Alvau
Giuseppino Angioni
Fabio Angioni
Auszeichnungen

Palme d'Or Cannes 1977

Special David 1978

FIPRESCI Prize 1977

Interfilm Grand Prix Berlinale 1977

«Was Padre padrone über die meisten Filme mit politisch-ideologischem Vorzeichen hinaushebt, ist seine Sinnlichkeit, seine dichterische Grösse und seine bildliche Schönheit. Alles stimmt hier: die gedankliche Genauigkeit, die Weite und Herbheit der Landschaft, die Gesichter der Spieler, ihr sparsamer Dialog und die Musik, die von den Tavianis wie schon in ihren beiden letzten Filmen San Michele aveva un gallo und Allonsanfán mit einer geradezu urtümlichen Wucht eingesetzt wird.» Fred Zaugg, Der Bund


«Construction rigoureuse qui est sans doute la condition même de la plus grande leçon que donne le film; ce destin exemplaire n'est pas donné comme destin-modèle: c'est tout ensemble la description au plus près du vécu du protagoniste de cette ascension sociale et ses limites que propose Padre padrone. Il n'y a pas de miracle à cette richesse du film, qui est d'abord le résultat d'une réflexion sur le langage même qui a précédé et nourri ce film sur l'acquisition du langage.» Émile Breton

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