Ufo In Her Eyes

von Xiaolu Guo, China, 2011

Big Mao trifft Big Mac

Ohne realen äusseren Anlass, aufgrund einer schieren Vermutung, rückt ein Dorf in der chinesischen Provinz mit einem Mal ins Zentrum des öffentlichen Interesses, nachdem sich ein heimliches Liebespaar im Feld zum Turteln getroffen hatte und eine Ausrede suchen musste. Ein unbekanntes Flugobjekt sei da ausgemacht worden, und schon beginnt der Traum vom grossen Geld in der kommunistischen Kommune zu leben. Das Ufo, das in den Augen einer Dorfschönen schwebte, kann Medien und Leute anziehen, damit lässt sich Geld verdienen. Die Schriftstellerin und Filmemacherin Xiaolu Guo hat die Romanvorlage geschrieben und jetzt aus dem Buch eine bunte Filmkomödie gedreht, in der sie die Situation in China mit Schalk betrachtet. Vor drei Jahren hatte sie bereits Aufsehen erregt und in Locarno mit ihrem Spielfilm «She, A Chinese» den Goldenen Leoparden abgeholt.

China ist im Umbruch und mit rasendem Tempo unterwegs. Der Wandel betrifft die grossen Zentren, aber er dringt auch in die Provinz vor. Die Gegensätze zwischen einem bereits stark von kapitalistischen Grossstadtdimensionen geprägten Shanghai und den nach wie vor dominierenden kommunistischen, eher düster wirkenden Produktivitätszentren sind gross, aber als Träume werden überall dieselben Aussichten verkauft. Die Schriftstellerin und Filmemacherin Xiaolu Guo ist eine vielseitig begabte Künstlerin, die sich in ihren Arbeiten für den ganz gewöhnlichen Menschen interessiert und vor allem für den Menschen im rasenden Wandel der chinesischen Gesellschaft. In Ufo in her Eyes zeigt sie, wie zwei Welten aufeinandertreffen, die einander mitunter ausschliessen. Hier das halbwegs idyllische, eher ärmliche Landleben,  in dem das Einheitstenu noch immer prägend wirkt, dort die Welt des Kaufens und Verkaufens, in der alles geht und seinen Preis haben muss. Xiaolu Guo inszeniert mit Humor und schrägen Zuspitzungen, wie der Ausverkauf im Kommunismus läuft, und sie legt damit den Finger auf einen wunden Punkt im Wirtschaftswunder China: Nicht alle schaffen es, bei diesem Tempo mitzuhalten, und ob die Rechnung mit dem Zäukeln und Zurechtweisen schliesslich aufgeht, wissen die Götter im Himmel von Mao. Wer China auch nur ein bisschen kennt, wird überall in diesem Film auf Erinnerungsmomente stossen, wem es fremd ist, vermag Xiaolu Guo die gegenwärtige Situation im Land auf unterhaltsame, lockere Weise ein Stück weit näherbringen. Die Filmemacherin hat sich nie davor gescheut, auch an Tabus in ihrer Heimat zu kratzen. Und immer wieder präsentiert sie uns kurlige Szenen, in denen man das Gefühl bekommt, mit den Ausserirdischen seien gar nicht etwa Kreaturen gemeint, die von anderen Planeten kommen; es reicht am Ort der Handlung eigentlich schon, dass jemand aus der Hauptstadt eintrifft oder gar aus einem anderen Land. Da trifft dann eben Big Mac auf Big Mao. Globalisierung auf Chinesisch.

 

 


artwork

Credits

Originaltitel
Ufo In Her Eyes
Titel
Ufo In Her Eyes
Regie
Xiaolu Guo
Land
China
Jahr
2011
Drehbuch
Xiaolu Guo nach ihrem Roman
Montage
Nikolai Hartmann
Musik
Mocky
Kamera
Michal Tywoniuk
Ton
Philippe Ciompi
Ausstattung
Jun Yao
Produktion
Corazón International GmbH
Formate
DVD, Blu-ray, DCP
Länge
110 Min.
Sprache
Mandarin, Englisch/d/f
Schauspieler:innen
Shi Ke, Udo Kier, Mandy Zhang, Y. Peng Liu, Z. Lan

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Pressestimmen

«Diese Satire funktioniert perfekt!» RTS 1 – Radio Suisse Romande

«Guo Xiaolus hat mit ihrem Film «Ufo In Her Eyes» eine bissige und unterhaltsame Sozialsatire zum heutigen China gedreht.»  Neue Zürcher Zeitung, Till Brockmann

«Eine irrwitzige, knallbunte  und bissige Satire über ein verschlafenes Dorf in Südchina, das plötzlich dem Rausch der Globalisierung verfällt.»
Michael Sennhauseer, Radio DRS

«Die wunderbaren Bilder werden durch perfekt besetzte Rollen der chinesischen SchauspielerInnen komplementiert, und die Hauptdarstellerin ist nicht nur eine wahre Pracht sondern auch eine bare Wucht.» Cineman, Edouard Ulrich

«Mit scharfer Beobachtungsgabe und anarchistischer Spiellust bringt sie in ihren Romanen, Dokumentationen und Spielfilmen die Verhältnisse zum Tanzen. Sechs Jahre im Londoner Exil haben den Blick auf ihre Heimat spürbar geschärft und zugleich entspannt.» Süddeutsche Zeitung

«Wie so oft in der Kunst machen einem die Extreme einer Situation bewusst, was in der Normalität kaum hörbar, sichtbar und erkennbar ist. Künstlerinnen wie Xiaolu Guo gehen zeigen uns auf, wo wir uns befinden und wo es lang geht. Was sie an der Entwicklung in China aufzeigt, hat jedoch universelle Bedeutung, gilt für Europa, für die Schweiz. In der lustigen und witzigen Geschichte des Films zeigt uns Xiaolu Guo einen einzigen kleinen Menschen auf dem schwierigen Weg zum Überleben – ganz im Sinne eines modernen Sisyphos.» Hanspeter Stalder, Der andere Film

«UFO in Her Eyes est un film baroque, brinquebalant sans vergogne d’un registre à l’autre. La réalisatrice multiplie les points de vue. Elle filme en noir et blanc les entretiens menés par la police qui enquête sur l’ovni et au grand-angle les scènes vues par les animaux… Elle aligne des scènes pathétiques et hilarantes. Prise dans la tourmente de la mondialisation, la Chine se tourne vers le modèle américain, fautes d’orthographe comprises: «Obama wellcome you to UFO Hotel», «Golf’s comming»…» Le Temps, Antoine Duplan

«Das ist die schöne Überraschung der Woche!» 20 minutes

«Sous ses airs de fantaisie primesautière, UFO in Her Eyes observe sans lourdeur les tensions entre passéisme et modernité.» 20 minutes

«Manchmal erinnert man sich an Fellini.» Radio DRS, Brigitte Haering

«UFO in her Eyes is surrealist and ironic, but also pierced with melancholy and beau­tiful photography. With startling detail, Guo reshapes reality into a hyper-vivid portrait of chaotic contemporary Chinese society.» Giobanna Fulvi, Toronto Filmfestival

«Exquise adaptation de son propre roman, le film de la cinéaste chinoise basée à Londres Xiaolu Guo est un véritable triomphe stylistique et visuel.» Screen Daily

«Avec UFO in Her Eyes, Xiaolu Guo se livre à une satire grinçante de la Chine contemporaine, écartelée entre son héritage communiste et son aspiration au néolibéralisme débridé, à travers des personnages pittoresques et une morale amère: quel que soit le régime en place, c'est l'individu qui trinque... » Le Temps

«Ufo in her Eyes ist ein barocker Film, der die verschiedensten Register zieht. Von der Globalisierung erfasst wendet sich China einem nordamerikanischen Modell zu (Schreibfehler inbegriffen): ‹Obama wellcome you to UFO Hotel›, ‹Golf’s comming›.» Le Temps