Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives
Nach einem Nierenversagen fährt Onkel Boonmee aufs Land, um im Kreis seiner Familie zu sterben. Durch Yoga hat er ein ausgeprägtes Körperbewusstsein entwickelt, er ahnt, dass ihm nur wenige Stunden bis zum Tod bleiben. Im Haus am Rand des Regenwalds begegnet Boonmee beim Abendessen dem Geist seiner verstorbenen Frau Huay. Sie kümmert sich liebevoll um ihn und lässt ihn wissen, dass Geister nicht an Orte gebunden sind, sondern an lebende Menschen. Beide treffen sie ihren verschollenen Sohn Boonsong, der in der Gestalt eines Waldgeistes mit rot leuchtenden Augen erscheint. Boonmee und Huay können ihn an seiner Stimme erkennen. Gemeinsam mit Huay und Boonsong macht Boonmee sich auf den Weg durch den Dschungel, auf der Suche nach den Ursprüngen seines ersten Lebens. Der Cannes-Gewinner lässt uns in einer anderen Dimension schweben.
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Kino als Meditationsraum
Apichatpong Weerasethakul ist als Filmemacher bis zur Goldenen Palme in Cannes nur Gourmets der visuellen Künste ein Begriff gewesen. Jetzt entdeckt ihn endlich ein grösseres Publikum. Seine Filme sind ungewohnt, und sie sind dies im besten Sinn. Der Thailänder will keine Geschichten im gängigen Sinn erzählen, er schafft Räume, in denen sich unser Geist bewegen kann, in denen sich unsere Gedanken entfalten. Sein Kino ist ein visuelles Schreiben in der Zeit, die er unauffällig aber äusserst kunstvoll modelliert. Seine filmischen Räume laden ein zum Verweilen. Wer die Einladung annimmt, loslassen kann und sich auf das Gebotene einlässt, hat die Chance, eine andere Dimension des Kinos zu erfahren, in eine Art Trance zu geraten. Keine Hypnose vielmehr ein Ausklinken aus dem, was einen umtreiben mag. Klar, da gibt es die Figur des Onkel Boonmees, dessen Stunden gezählt sind und der sich noch einmal mit Menschen trifft, die ihm wichtig waren im Leben. Aber es tauchen in grösster Selbstverständlichkeit auch Menschen auf, die längst gestorben sind und die ihn gleichsam abholen von einem Seinszustand in den anderen. Hat man je einen sanfteren Tod gesehen als den dieses Films, wo die verstorbene Frau ihrem Mann aus der Zeit nach dem Leben die Hand reicht und die Begleiterin aus dem aktuellen Leben ihn loslässt? Wo Vergangenheit und Zukunft eins werden im Glauben an den Moment?
Die Fragen, um die Weerasethakuls Film schwebt, sind elementar: Was sind wir? Wohin gehen wir? Was bindet uns? Was ist der Tod? Was ein Geist? Was ist die Seele? Wenn der Geist eines uns lieben Menschen weiter existiert, dann in unseren Gedanken, unserem Geist. Der Film Uncle Boonmee setzt dies visuell um und zeigt, was in Gedanken sichtbar ist, in Empfindungen. Ein Mann bereitet sich auf den Tod vor und begegnet den bereits dahingegangenen Geliebten. «Ich glaube an Seelenwanderungen zwischen Menschen, Pflanzen Tieren und Geistern», sagt Apichatpong Weerasethakul, «die Geschichte von Onkel Boonmee erzählt vom Verhältnis zwischen Mensch und Tier, zugleich überwindet sie die Linie, die beide trennt. Wenn das Kino so etwas zeigt, wird es zur gemeinsamen Erinnerung.» Die grosse Kraft dieses Films, sie steckt im absoluten Vertrauen darauf, dass das Kino ein wunderbarer Wahrnehmungsraum ist, der gemeinsame Erfahrungen schafft. Es lohnt sich, sich offen darauf einzulassen. Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
Palme d'or Ă Cannes 2010
Credits
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Pressestimmen
«Es lebe die Poesie!» Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Dieser Film des thailändischen Regisseurs taucht in die Myterien der Natur und des Dchungels ein - ein ganz aussergewöhnlicher, aber hochgradig poetischer Film, der weit entfernt ist von allen Konventionen und Normen des westlichen narrativen Kinos.» Ulrich Gregor
«Es ist natürlich ein Freiheitsangebot, die Deutungsräume in «Uncle Boonmee» stehen weit offen; und das, womöglich, hat letztes Jahr in Cannes eine Jury beeindruckt, die es mit zu viel Eindeutigkeit zu tun hatte: ein Film voller Vieldeutigkeit, der sich ganz und gar der Vernunft oder dem magischen Denken seiner Zuschauer anvertraut.» Tages-Anzeiger, Christoph Schneider
«Apichatpong Weerasethakul hält nicht nur diese Hoffnung am Leben, den ganzen Film hindurch. Er gibt uns das Staunen zurück, die Freude über das Seltsame, das Wunderbare, das liebevoll abgründige alles-ist-möglich. Das hat damit zu tun, dass uns seine thailändische Mythologie exotisch anhaucht. Vor allem aber damit, dass diese Welt, die er zeigt nicht zerrissen ist. Der Geist der Ehefrau ist pure Liebe, der Monkey-Ghost keine Schreckensfigur, sondern ein Gast aus der unbekannten Nachbarschaft. Und ganz nebenbei ist UNCLE BOONMEE WHO CAN RECALL HIS PAST LIVES einer der friedlichsten, hoffnungs- und liebevollsten Filme über das Sterben, die ich je gesehen habe.» Michael Sennhauser, Radio DRS
«Der neue Film des thailändischen Regisseurs mit dem schwer zu buchstabierenden Namen Apichatpong Weerasethakul versetzt den Zuschauer in eine ganz spezielle Art der Verzückung. Im Kino gleitet er in einen wunderschönen Traum... Diese spezielle Art der Verzückung mag sich dadurch erklären, dass bei Apichatpong Weerasethakul das Erzählen nicht den gängigen Mustern folgt, sondern eher einem Gleiten durch verschiedene Zustände gleicht. Die Dinge wechseln sich ab bei ihm, ohne dass man immer ganz genau rekapitulieren könnte, wie man vom einen zum anderen, von hier nach dort gekommen ist. Die Verbindungslinien verlaufen bei ihm immer eher unterbewusst und lassen offen, wie viel eins mit dem anderen zu tun hat.» Michael Althen, Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Zeit, um den Namen des Regisseurs auswendig zu lernen, der uns da in seinen metaphysischen Dschungel entführt und dafür mit der Goldenen Palme geehrt wurde: Apichatpong Weerasethakul heisst er, und sein Kino spielt in einer anderen Dimension, auch ohne dass man sich dafür eine 3-D-Brille aufsetzen müsste.» Florian Keller, Tages-Anzeiger
«Man sieht und hört das und denkt in keinem Augenblick: Was ein Unsinn, eine Tote, die mit einem Lebenden spricht. Man sieht und hört es und denkt: Was ein wunderbarer Trost, mit jemandem zu reden, der die Erfahrung zu sterben gemacht hat und der überdies noch eine den Tod überdauernde Beziehung in Aussicht stellt. Wenn es zu den Fähigkeiten des Kinos gehört, für die Übergangssituationen des Lebens zu wappnen und durch sie hindurchzuführen, dann ist "Uncle Boonmee erinnert sich an seine früheren Leben" dafür ein besonders schönes Beispiel.» Christina Nord, Die Tageszeitung
«Ein wenig erinnert der haarige Besucher an Jean Marais in seiner Rolle als Tier in Jean Cocteaus Märchenfilm La belle et la bête. Mit dem Kino des filmenden Dichters Jean Cocteau hat Apichatpong Weerasethakul eine Menge gemein. So wie dessen Orpheus nur eine Spiegelscheibe vom Totenreich trennte, führt der Thailänder in seinem Film eine alternde Schönheit an einen See. Ein Fischgeist zaubert ihr ein verjüngtes Spiegelbild an die Wasseroberfläche. So beginnt eine der originellsten Sexszenen der Filmgeschichte. Es gibt keinen Regisseur, der sich einer ähnlich eigenständigen Filmsprache rühmen könnte.» Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau
«So hatte die Kamera in der Frühzeit des Films geblickt: offen für das zufällig Schöne, ohne den Blick der Narration gleich unterzuordnen. Wenn man solche Bilder sieht - und Apichatpong Weerasethakuls Filme sind voll davon -, bekommt man eine Ahnung, wie es weitergehen könnte mit dem Kino, dessen Mechanismen zwischen Unterhaltungsindustrie und auteurs immer häufiger leerlaufen. Die Frischzellenkuren - hier ein paar Doku-Elemente, dort ein exotisches Sujet - helfen auf Dauer wohl nicht weiter.» Martin Knoben, Berliner Zeitung
«Im Kino des Westens sind Geister, Untote, Wiederauferstandene ja immer Personal des Horrors, gefährlich, unheimlich, zum Fürchten. Bei Apichatpong Weerasethakul nie. Sein Kino ist grenzenlos, es gibt keine Hierarchie zwischen Erinnerungen, Gegenwart und Zukunft, die Zeiten fließen ineinander, komplementieren einander, versöhnen sich. Es ist ein uns fremdes, darin aber ganz unhermetisches Erzählen, das uns sofort willkommen heißt, auch wenn wir die Volksmärchen und die thailändische Filmkultur mit ihren Soap-Operas und Geistergeschichten nicht kennen, mit denen Apichatpong Weerasethakul seine Kindheit und Jugend verbracht hat und die er in seinen Filmen immer wieder aufscheinen lässt.» Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Weerasethakul, Thaï king size: L’oncle Boonmee attend la mort sur fond de répression armée dans une oeuvre délirante et magistrale.» Libération
«Et c’est justement cette capacité à nous faire envisager la vie autrement, ne serait-ce que le temps d’un film, qui est ici unique et si précieuse.» Le Temps
«Le film, extraterrestre, délirant, peuplé d’une faune et d’une flore magique.» Ecrans
«Oncle Boonmee est un film envoûtant, un conte philosophique sur la vie et la mort se prêtant à de multiples interprétations. Il suffit pour le goûter d'oublier ses certitudes et de ne pas envisager le cinéma comme un art purement narratif.» La Liberté
«Apichatpong nous offre un conte qui a vraiment ravi le jury et de nombreuses critiques, mais pas seulement eux. Absolument charmant!» RSR, Philippa de Roten
«Si vous aimez l'étrange, le bizarre, l'onirique, le barjot, le lent, les Palmes d'or carrément punks, vous serez inévitablement séduits par cet Oncle Boonmee.» Couleur 3
«Le plus naturellement du monde, cet ovni absolu abolit les frontières entre les morts et les vivants, le visible et l'invisible, et nous transporte dans un trip mystique d'une audace stupéfiante. Un pur chef-d'oeuvre acheté bien avant sa Palme par le distributeur suisse trigon-film, spécialisé dans le cinéma d'Afrique, d'Amérique latine, d'Asie et d'Europe de l'Est.» Le Matin Dimanche
«Magnifique Palme d’or à Cannes, Oncle Boonmee du Thaïlandais Apichatpong Weerasethakul est un véritable enchantement, pour peu qu’on fasse preuve d’ouverture d’esprit.» Le Temps, Norbert Creutz
«La victoire d'Apichatpong Weerasethakul à Cannes n'est pas que justice: c'est la reconnaissance d'un des plus grands cinéastes d'aujourd'hui, et certainement le meilleur de sa génération.» Cahiers du cinéma
«Oncle Boonmee n'est pas destiné à ceux qui n'aiment que le confort du déjà fait, les formules du déjà vu, le cocon rassurant du prémâché, prévendu. C'est un film pour tous ceux qui considèrent encore le cinéma et la création comme une aventure, un voyage sans GPS en terre inconnue.» Les Inrockuptibles
«À la fois très classique, très pragmatique et pourtant profondément nouveau et bouleversant (...) ce tissu serré de métaphores, exultées comme autant de râles poétiques et qui tournent toutes autour de la diablerie du cinéma. (...) un paradis de cinéma.» Libération
«C'est un cinéma mystérieux, hallucinatoire, d'une lenteur cérémonielle, faisant appel à la mystique et à des émotions sensuelles déroutantes pour certains, qu'a couronné cette année le Festival de Cannes en décernant sa Palme d'or à ce film.» Le Monde