The Wild Pear Tree

Nach Abschluss seines Studiums in Çanakkale kehrt Sinan in seine heimatliche Provinz zurück, entschlossen, hier seinen ersten Roman zu veröffentlichen. Die Finanzierung des Plans erweist sich als kompliziert, auch deshalb, weil der eigene Vater überall Schulden gemacht hat. Nach dem meisterlichen Cannes-Sieger Winter Sleep scheint Nuri Bilge Ceylan noch tiefer vorzudringen in den Zauber des Literarischen im Kino: Ein Genuss.

Faszination Literaturwerdung

Immer schon wollte Sinan Schriftsteller werden. Zurück aus Çanakkale in seinem anatolischen Heimatdorf holen ihn die Schulden seines Vaters ein und Fragen, die sich ihm und uns stellen. The Wild Pear Tree, der Titel des neusten Films von Nuri Bilge Ceylan, steht auch für den Titel des ersten Romans, den Sinan verfasst hat. Wir schauen gewissermassen einem Buch in seiner Entstehung zu, ohne dass wir uns dessen bewusst wären. Es wird auch nicht geschrieben, es bildet sich aus und mit dem, was sich da eben gerade abspielt. Man könnte auch sagen: Wir schauen der Literatur beim Literaturwerden zu.

Sinan wird als Lehrer arbeiten und muss fürchten, in den Osten versetzt zu werden. In der Schule wie in der Kultur hat man es in der Türkei von heute nicht einfach. Freies Denken ist nicht erwünscht und schädlicher als Rauchen. Es könnte Fragen stellen oder sich lustig machen, beides Dinge, die Autokraten nicht mögen. Aber Nuri Bilge Ceylan ist kein Filmemacher, der seine Lebenszeit mit dem Oberflächenhandwerk Politik vergeuden möchte. Seine Filme sind existenzielle, und dadurch werden sie erst recht politisch. Hier visualisiert er wie gewohnt bestechend und dialogisiert in literarischer Grösse. Die Bilder geben der Sprache Raum, im Ton wirkt auch ein Schweigen oder der Hauch des Windes ausdrucksstark. Und wann hat man im Kino zuletzt so abgehoben bei einem Kuss wie hier am Brunnen bei den Bäumen? Einem Ceylan- Film sollte man offen begegnen, dann wünscht man nach drei Stunden, das Schauen und Lauschen mögen noch lange dauern. Der Türke schafft es, uns gar nicht merken zu lassen, dass er am Erzählen ist, während seine Kamera doch nur mal diese oder jene Szene diskret betrachtet. Kein Filmemacher ist heute so nah am Literarischen und gleichzeitig so unaufdringlich stark visuell.

Walter Ruggle
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Best Director
Best Screenplay
Best Actor
Best Supporting Actor
Best Supporting Actress

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Credits

Originaltitel
The Wild Pear Tree
Titel
The Wild Pear Tree
Regie
Nuri Bilge Ceylan
Land
Türkei
Jahr
2018
Drehbuch
Akın Aksu, Ebru Ceylan, Nuri Bilge Ceylan
Montage
Nuri Bilge Ceylan
Kamera
Gökhan Tiryaki
Ton
Andreas Mücke Niesytka, Thomas Robert, Thomas Gauder
Kostüme
Selcen Demet Kadizade
Ausstattung
Meral Aktan
Produktion
Zeynep Özbatur Atakan, Zeyno Film
Formate
DCP
Länge
188 Min.
Sprache
Türkisch/d + f
Schauspieler:innen
Aydin Doğu DEMİRKOL (Sinan), Murat CEMCİR (Idris), Bennu YILDIRIMLAR (Asuman), Hazar ERGÜÇLÜ (Hatice), Serkan KESKIN (Süleyman), Tamer LEVENT (Recep), Akin AKSU (Imam Veyse), Öner ERKAN (Imam Nazmi), Ahmet RIFAT ŞUNGAR (Riza), Asena KESKİNCİ (Yasemin)

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Pressestimmen

«Ahlat Ağaçı ist in jeder Sekunde ein richtiger Nuri Bilge Ceylan Film. Einzigartig, ausufernd, diszipliniert und perfekt in der Balance zwischen Gegenwart und Geschichte. Literarischer und elegischer als das Leben sich hier ausbreitet, kann man gar nicht filmen.» Michael Sennhauser, Sennhausers Filmblog

«Philosophisch und literarisch ist dieser melancholische Film, aber nicht nur. Denn der türkische Regisseur braucht wenig, um das Existentielle ins Politische kippen zu lassen. Eindringlicher könnte das unterdrückte Freiheitsbedürfnis in der Türkei kaum gezeigt werden.» Pierfrancesco Basile, Züritipp

«Nuri Bilge Ceylan hat, wie in seinen bisherigen Filmen, mit viel Flair für die geografischen Eigenheiten der Landschaft und Schönheit der Natur in langen Einstellungen fotografiert und erweist sich dabei einmal mehr als Meister der subtilen Cadrage. Ein gross angedachter und beeindruckend schöner Film.» Irene Genhart, cineman

«Jede Szene erweist sich als unabdinglich in der Skizzierung der inneren Dramen, die der Protagonist und seine Familie durchlaufen. Die phänomenale Tiefenschärfe gepaart mit einem einzigartigen Sinn für die Kadrage ermöglichst es der Inszenierung, die Psychologie stets in eine Relation zum (gesellschafts)politischen Befund zu setzen.» Patrick Straumann, Filmbulletin

«Nach dem phänomenalen Winter Sleep glückt Nuri Bilge Ceylan schon wieder ein poetisch beseelendes Filmepos. In kurzweiligen drei Stunden verwebt er in The Wild Pear Tree eine vordergründige Handlung mit einer Vielzahl hintergründiger Symbolik zu einem Tableau über die heutige Türkei. Grossartig!» Thierry Frochaux, P.S.

«Kunst und Menschwerdung, Ironie und Familie, über mehr als drei grossartige Stunden hinweg. In jeder Sekunde einzigartig, ausufernd diszipliniert, und perfekt in der Balance zwischen Gegenwart und Geschichte.» Radio SRF

«Nach dem phänomenalen Winter Sleep glückt Nuri Bilge Ceylan schon wieder ein poetisch beseelendes Filmepos. In kurzweiligen drei Stunden verwebt er in The Wild Pear Tree eine vordergründige Handlung mit einer Vielzahl hintergründiger Symbolik zu einem Tableau über die heutige Türkei. Grossartig!» Thierry Frochaux, P.S. Zeitung

«Ein schöner und stimmiger Spielfilm aus der Türkei. Nuri Bilge Ceylan legt mit The Wild Pear Tree ein weiteres grosses Werk vor. Wer genug Zeit hat, dem sei der konrrige und unbeugsame Wildbirnbaum wärmstens empfohlen.» Daniel Frey, Zolliker Zumiker Bote

«Nuri Bilge Ceylans neuer Film überzeugt.» Nicolas von Passavant, ProgrammZeitung

«Another visually rich chamber piece from Nuri Bilge Ceylan that builds elaborate rhetorical set pieces of astonishing density (...)The achievement is masterful.» Variety

«The Wild Pear Tree is a gentle, humane, beautifully made and magnificently acted movie from the Turkish film-maker and former Palme winner Nuri Bilge Ceylan.» The Guardian

...Beautifully shot, existential confrontation between a son and his father, which deals with much more than the generation gap.» Screen International

«A lyrical, tremendously acted drama of prodigal fathers and sons.» The Daily Telegraph

«Belong to a particular rarefied category of cinema, the Palme d’Or winner’s film."«The Wild Pear Tree is 188 minutes long, but Ceylan makes light of the hefty running time with another involving drama that is like watching a filmed novel written in the style of Russian writers Fyodor Dostoevsky or Anton Chekov. Ceylan is a master of the moral family drama, and whereas previously it has often been the bond between man and wife that has most fascinated him, this is a blistering look at fatherhood from the perspective of a son who has more in common with his old man than he would like to believe.» CineEuropa

«La beauté formelle et plastique du film, sublimant les paysages des Dardanelles, contribue, par un paradoxe purement cinématographique, à conforter l’impression d’une indifférence générale du monde face aux médiocres illusions des humains.» Le Monde

«Une superbe fresque initiatique sur la Turquie d’Erdogan.» Le Point

«Un film mouvant, vivant, bouleversant sur ce que l'on fait de ses ambitions et de son héritage familial, sur la Turquie actuelle, sur la pudeur des pères et l'ingratitude des fils.» L'Obs

«Un film-fleuve où le cinéaste turc semble continuer de sonder minutieusement l'âme humaine sur fond de paysages saisissants de beauté.» Les Inrocks

«Splendide et multiple.» Arte

«Absolument somptueux.» RTS Vertigo, Raphaële Bouchet

«Un drame intimiste aux images superbes.» 20minutes.fr

«Une fresque superbe à la Tchekhov.» Télérama

«Le film de l'été.» Positif

«Une fresque romanesque à l'enivrante mélancolie.» La Liberté, Olivier Wyser

«Captant toutes les nuances de l’automne, la photographie de ce portrait psychologique désenchanté est somptueuse.» Le Temps, Antoine Duplan

«Admirateur légitime d’Antonioni, de Bergman ou de Tarkovski, l’auteur turc ne se contente pas de créer une belle œuvre. Il démontre que le cinéma, dans ses parentèles, dans ses bâtardises aussi, cette capacité à amalgamer les genres, développe un territoire aux questionnements et aux repères sans frontières. En ce sens, et sans provocation, Nuri Bilge Ceylan ne serait-il pas le plus grand cinéaste européen?» 24 heures, Boris Senff

«Passionnant.» L'Humanité

NURI BILGE CEYLAN:

«Il est essentiel que tout être humain puisse prendre le risque de sortir de son refuge pour se mêler aux autres. S'il s'en éloigne trop, il peut perdre petit à petit sa propre centralité, son identité. Mais si la peur d’en sortir est trop grande, alors il recule et se renferme sur lui-même, arrêtant ainsi de grandir et d'évoluer. Et s'il sent qu'il porte en lui une différence, essentielle pour lui mais qui ne peut être acceptée socialement, sa force de volonté va alors s'émousser sur le plan moral. Il devient donc difficile pour lui de donner un sens aux contradictions de sa vie, qui elle-même lui est devenue étrangère. Il commence à être tiraillé entre l'incapacité de donner une forme créative à ces contradictions et l'impossibilité de les rejeter.

Dans ce film, j'essaie de raconter l'histoire d'un jeune homme qui, conjointement à un sentiment de culpabilité, éprouve une différence qu'il est incapable d'admettre. Il sent qu'il est entraîné vers un destin qu'il n'aime pas et qu'il n'arrive pas à assimiler. J'ai voulu dépeindre ce personnage ainsi que ceux qui l'entourent, formant ainsi une vaste mosaïque de personnages, sans faire de favoritisme et en tentant de rester rigoureusement juste avec chacun d'entre eux. On dit que « chaque chose que cache un père réapparaît un jour chez son fils ». Que nous le voulions ou non, nous ne pouvons nous empêcher d'hériter de certaines particularités de nos pères, comme d’un certain nombre de leurs faiblesses, de leurs habitudes, de leurs tics et d'une multitude d'autres choses. Le glissement inéluctable du destin d’un fils vers un destin similaire à celui de son père est raconté à travers une série d'expériences douloureuses.»