Hasen no malice - The Frame

von Satoshi Isaka, Japan, 1999
Schnelle Finger an einem elektronischen Schnittplatz bereiten für die angriffslustige News-Sendung Neun vor zehn der privaten Fernsehstation die Bilder zu, damit die Sache zugespitzt wird, wie das die neue Medienwelt schätzt. Yoko Endo ist eine hochtalentierte Cutterin, die ihr Metier im Schlaf beherrscht und es immer mal wieder geschafft hat, in allerletzter Sekunde einen Beitrag bereit zu stellen und erst noch so, dass er ein grosses Entlarvungspotential hatte. Auch jetzt überführt sie durch einen simplen Bildschnitt einen Familienvater nicht irgendeiner Unterstellung, nein: Er soll hinter einem Mord stecken. Ein Anflug von Lächeln in seinem Gesicht genügt. Satoshi Isaka hat sich bereits in seinem ersten Spielfilm "Focus" mit der Medienwelt auseinandergesetzt. Jetzt gestaltet er in Form eines Thrillers ein Stück Anschauungsunterricht und zeigt, was mit der Wahrheit geschehen kann, wenns eilt. Der Film bietet ein Lehrstück darüber, wie die Bilder und Montagen in der alltäglichen Fernseharbeit entstehen, was die Bedingungen sind, unter denen Fernsehen heute weltweit gemacht wird.

Die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Standen früher seriöse Recherche und fundiertes Wissen im Vordergrund, nahm man sich Zeit, für einen Artikel oder eine Sendung sorgfältig zu recherchieren, so zählen heute zwei Dinge: Tempo und Unterhaltungswert. Die gedruckten Medien haben sich da den elektronischen angepasst, und nicht erst beim US-Wahlkampf hatte man das Gefühl, wer zuerst irgend etwas vermeldet fühle sich besser, als wer die Nachricht zuerst prüft.

Der japanische Filmemacher Satoshi Isaka weiss da sehr genau, wovon seine Geschichten handeln. Bereits mit "Focus" hatte er 1997 Aufsehen erregt, mit "The Frame" doppelt er nun nach. In einer spannenden Geschichte mitten aus dem Fernsehalltag verarbeitet er seine eigenen Erfahrungen. Er hat erlebt, wie sehr Zuspitzungen gefragt sind, in denen die wirklichen Ereignisse oder das Wesen eines Menschen in den Hintergrund zu rücken hat, um dem Unterhaltungswert, der Zuspitzung Platz zu machen. Auch er musste Beiträge auf Teufel komm raus fertig stellen, bevor sie erarbeitet waren, weil sein Fernsehsender schneller sein wollte als alle anderen.

Diese Medienwelt ist nun der Hintergrund eines Krimis geworden, in dessen Verlauf eine an sich hochtalentierte Fernsehfrau in den Sog einer eigenen Monatgegeschichte gerät und bald nicht mehr weiss, was jetzt wahr ist und wo sie in der Geschichte steht. Satoshi Isaka spitzt schonungslos zu, was man in der einen oder anderen Form auf Redaktionen täglich erleben kann. Und er zeigt nicht zuletzt auf, wie leicht sich Medien instrumentalisieren lassen. Man braucht ihnen nur einen Köder hinzuhalten, der einen Primeur verspricht, eine Nachricht, die sie als erste bringen können, gewürzt mit eine Prise Skandalträchtigkeit. Er zeigt aber noch etwas Wesentliches: Hinter allen Medien-Geschichten stehen auch Menschen. Und die sind an sich genauso verletzlich.

Walter Ruggle
artwork

Credits

Originaltitel
Hasen no malice - The Frame
Titel
Hasen no malice - The Frame
Regie
Satoshi Isaka
Land
Japan
Jahr
1999
Drehbuch
Hisashi Nozawa
Montage
Junichi Kikuchi
Musik
Tsukasa Tawada
Kamera
Tetsuro Sano
Ton
Yoshitaka Imai
Ausstattung
Iwao Saitoh
Produktion
Super Vision Production, Tokio
Formate
35mm
Länge
108 Min.
Sprache
Japanisch/d/f
Schauspieler:innen
Hitomi Kuroki (Yoko Endo), Tetsuo Yamashita (Akamatsu), Toshio Kakei (Morishima Ichiro), Akira Shirai (Seiichi Haruna), Saburo Shinoda (Kurashina), Takeo Nakahara (Takaai Agawa)

Pro Material

artwork artwork artwork artwork artwork

Möchten Sie diesen Film zeigen?

Bitte füllen Sie unser Formular aus.

Vorführdatum Vorführung
Veranstalter/Veranstalterin

Pressestimmen

«Dans les années quarantes Alan Ladd et Veronika Lake ou d'autres vedettes des B-Pictures auraient été les stars de 'The Frame'. Le film aurait été intitulé 'Frame up' ou 'Double Cross'. Dans les années 60 'Blow up' a travaillé avec un principe similaire du 'maintenant tu le vois, maintenant tu ne le vois pas' qui est important pour un thriller intelligent. Plus tard. le film 'The Conversation' est allé sur le champ miné des histoires et de la paranoia. 'The Frame' est un thriller à suspense extraordinaire, une variation moderne sur un thème connu.»
Milton Hamlin in American Dreamer