Historias minimas
Tausende Meilen südlich von Buenos Aires sind drei Menschen auf den einsamen Landstrassen Patagoniens unterwegs. Don Justo, der ehemalige Besitzer eines Gemischtwarenladens, bricht auf, seinen Hund zu suchen, den jemand in San Julian gesehen haben will. Es stellt sich heraus, dass es für Don Justo zwar wichtig ist, den Hund zu finden, aber noch sehr viel wichtiger, vor seinem Tod den Frieden der Seele wieder zu gewinnen. Der Handlungsreisende Roberto ist auf derselben Strasse in seinem alten Auto unterwegs und hat eine empfindlichen Fracht dabei: Eine Cremetorte, extra bestellt für den Geburtstag des Sohnes der jungen Witwe eines ehemaligen Kunden. Zur selben Zeit und auf derselben Strasse reist Maria Flores mit ihrem Baby im Bus, um in in einer Fernsehshow eine Universalküchenmaschine zu gewinnen. Obwohl sie nicht genau weiss, was das eigentlich ist, denn sie lebt auf Pump und kann sich noch nicht einmal Essen leisten, entscheidet sich Maria zur Reise in die aufregende Welt des Fernsehens.
Es gibt sie immer mal wieder, jene Filme, die ohne viel Aufhebens daherkommen und einen gerade dadurch beglücken, dass sie keine Geschichte aufdonnern, dass sie das Leise neben den vermeintlich grossen Dingen aufzeichnen. «Straight Story» von David Lynch war ein solches Beispiel, Robert Altman hat das kaleidoskopartige im Kino zur Meisterschaft entwickelt, in «TGV» des Senegalesen Moussa Touré finden sich Menschen in einem Bus zusammen, in «Sleeping Man» betrachtet der Kohei Oguri ein japanisches Dorf um einen Bewusstlosen. Nun, im Film «Historias minimas», lässt Carlos Sorin drei Figuren im tiefsten Patagonien durch die phänomenale Landschaft reisen.
Sie alle sind an sich alleine unterwegs, aber Lebensfäden, ihre Träume und Geschichten, berühren sich da und dort beinahe. Es ist wunderbar, wie sanft Sorin diese Fäden von den ganz gewöhnlichen Menschen spinnt, wie er uns vom ersten Moment an in eine Stimmung stillen Betrachtens versetzt, wie wir Freude entwickeln am Charme und am Humor des Alltags. Sie sind es, die die Handlung vorantreiben, sie sind es, die auch unser Leben bestimmen und prägen. Das Laute ist nicht das Bleibende.
Mit zu den Qualitäten gehört die Konzeption der Figuren. Es sind drei Generationen, die unterwegs sind, es sind unterschiedliche gesellschaftliche Schichten, die sich mit ihnen öffnen, verschiedene Lebensformen: Der Gemischtwarenhändler war sesshaft an der Strasse, an der der Handelsreisende vorüberzog. Dieser ist immer unterwegs und hat seine Bekanntschaften mit Leuten, die das auch sind. Die junge Mutter aus armen Verhältnissen hat kaum eine eigene Bleibe, aber sie hat ihre Träume wie wir alle.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
San Sebastian, Spezialpreis der Jury
und Special Mention Internationale Filmkritik
Havanna, Grosser Coral und Martin Luther King Memorial Center Award
Cartagena, Spezialpreis der Jury
Uruguay Filmfestival, Bester Film
Internationales Filmfestival Fribourg 2003, Grand prix du Festival
Credits
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Pressestimmen
«Unterwegs Richtung Seelenfrieden, Glück und Liebe - das Highlight des diesjährigen Kinosommers.»
Judith Waldner, ProgrammZeitung Basel
«Grandios!»
Martin Walder, NZZ am Sonntag
«Ein kleines Kinowunder.»
Aargauer Zeitung
«Meisterlich gelingt es dem Regisseur Carlos Sorin, anhand von drei parallel erzählten Reisegeschichten aus dem hintersten Patagonien , in der scheinbaren Bedeutungslosigkeit seiner Protagonisten die ganze Welt einzuschliessen.»
Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Mit viel Wärme und augenzwinkerndem Humor beobachtet Carlos Sorin drei unverwechselbare Charaktere in einem der abgelegensten Flecken der Erde.»
Kinonews
«Ein feines kleines filmisches Kunstwerk, atmosphärisch wie erzählerisch dicht.»
NZZ
«Ein "leiser" Film ohne spektakuläre Ereignisse oder krasse Charaktere. Doch über die flüchtigen Begegnungen, hoffnungsvolle Blicke und unbeholfenen Gesten erzählt er vom unerschöpflichen Reichtum des alltäglichen Lebens.»
Bayern 3
«Angesiedelt in der fernen südargentinischen Steppe von Patagonien, ist ?Historias minimas? eine Komödie von grosser Wärme, deren Charme über allem unprätentiösem Anspruch liegt. Ein lebenssprühendes, ambitioniertes Portrait einer Kultur am Ende der Welt, die kaum von der Modernität gestreift wurde. Der unendliche offene Himmel, die Klarheit des Lichts und die epische Weite der Landschaften verleihen den Historias minimas eine beinahe heroische Grösse.»
Screen International, London
«Manchmal geschehen Wunder. Manche davon heissen ?Die Magie des Kinos?. Sicher ist, dass einige Filme eine Aura haben, die uns dieses Wunder erhellen und beim Zuschauer ein dauerhaftes und intensives Gefühl des Glücks hinterlassen. Das allerdings passiert nur sehr selten. ?Historias minimas? ist ein solcher magischer Film.»
Cinenacional, Buenos Aires
«Der Film hält auf poetische Weise den Graben zwischen der städtischen
Moderne und den Verlierern des Fortschritts fest.»
Le Temps
Mehr von diesem beglückenden im trigon-film-Magazin Nr. 21