Kukurantumi - Road to Accra
KUKURANTUMI beschreibt den Alltag und das Lebensgefühl der Menschen in Ghana. Die Handlung ist leicht verständlich und geeignet, zum Beispiel die Auswirkungen der Landflucht, den Übergang von der Tradition zur Moderne oder die kulturelle Identität als Probleme zu erkennen. Die Darstellung der Personen ist humorvoll und glaubhaft. Darüber hinaus eignet sich der Film zu einer Diskussion über unser Afrikabild, das von Vorurteilen geprägt ist. Kukurantumi ist ein Dorf etwa 100 km nördlich der Hauptstadt Accra in Ghana. Addey ist einer der Lorry-Fahrer, die täglich Passagiere und ihre Markteinkäufe zwischen beiden Orten transportieren. Solange jedenfalls bis es zu einem Unfall wegen defekter Bremsen kommt, und Addey – obwohl ihn keine Schuld trifft und auch niemand zu Schaden gekommen ist – gefeuert wird. Also macht er sich auf nach Accra, um dort ein eigenes Transportunternehmen aufzubauen. Seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der Großstadt teilt seine Tochter Abena, doch seine Frau sieht diesem Unterfangen mit gelassener Skepsis entgegen.
Mit einem fantastischen Schwenk über den Marktplatz in Accra fährt Addeys Lorry ab nach Kukurantumi, dem Ort, „an dem alles zu schwer ist, um es aufzuheben.“ Auf der Holzpritsche seines Lorries sitzen Passagiere mit ihren Einkäufen, der schönen Mary hat Addey den Platz neben ihm im Führerhaus angeboten. Mary arbeitet als Prostituierte in Accra und will ihre Familie in Kukurantumi besuchen, dauerhaft zurückkehren würde sie jedoch nie: „Lieber sterbe ich, als da zu leben.“ Addey hingegen ist mit seiner Frau Seewa und seiner Tochter Abena ganz glücklich auf dem Land. Zumindest solange bis es zu einem Unfall kommt und er ungerechtfertigterweise entlassen wird. Nun macht sich Addey auf nach Accra, um sich dort als Transportunternehmer selbstständig zu machen.
Zu Hause fordert Abena derzeit ihren Freund Bob auf, endlich ihren Vater um sein Einverständnis in ihre Heirat zu bitten. Doch Bob ist zu schüchtern: als einfacher Palmweinverkäufer meint er, dem großspurig auftretenden Abbey nicht genug für seine Tochter bieten zu können. Unterdessen leiht sich Addey in der Großstadt Geld für einen alten klapprigen Lorry, den er zu einem Bus ausbauen will. Um seinem Gläubiger Mensah zu gefallen, prahlt er mit seiner gut aussehenden Tochter und verspricht sie Mensah als Ehefrau. Als Abena von der arrangierten Ehe erfährt, verliert sie jedes Vertrauen in ihren Vater und flieht mit Bob in die Stadt zu Mary. Bob lässt sich nur widerwillig zu diesem Schritt überreden und ist denn auch nicht sonderlich von Marys Lebensstil begeistert, der bald auch auf Abena
abfärbt. Nachdem weder Bob noch Abena in der Stadt eine Arbeit finden, trennen sie sich: Bob kehrt zurück ins Dorf und Abena arbeitet als Prostituierte in Accra. Addey sucht unterdessen seine Tochter, sowohl um seine Vormachtposition als Familienoberhaupt wieder herzustellen als auch aus Sorge um Abena und um sie nach Kukurantumi zurückzubringen. Doch mittlerweile hat Abena ein Verhältnis mit dem wohlhabenden Mensah angefangen und lässt sich von ihrem Vater nichts mehr sagen. Addey hat seine Tochter verloren. Alleine fährt Addey mit seinem Lorry davon, tief verwickelt in die Widersprüche zwischen traditioneller Lebensform und hauptstädtischer Geschäftemacherei. Doch auch im Dorf hat seine Ehefrau Seewa das Warten aufgegeben: „Wenn man wartet, lebt man nicht.“ (ezef)
Credits
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Pressestimmen
„Kukurantumi beginnt mit einem herrlichen Kranschwenk, in dem die Kamera einem abfahrenden Bus folgt. Diese Bewegung steht im Zentrum des Films: von Kukurantumi in die Hauptstadt Accra, und zurück. Aus den dazwischen entstehenden Spannungen bezieht der Film seine Kraft; die setzen die Leute nicht nur im Film in Gang.“
Süddeutsche Zeitung
„Der Film, dem man die Leidenschaft und Freude aller Beteiligten an der gemeinsamen Arbeit anmerkt, ist ein bescheidenes und rührendes Pamphlet gegen blinden Fortschrittsglauben und religiöse Intoleranz. Und ein Dokument für das Mitteilungsbedürfnis einer Welt, die neu und fremd für uns ist.“ Brigitte „Es gibt keinen Weg zurück. Landarbeit ist Schwerstarbeit, wer einmal in der Stadt war und sieht wie viel leichter die Lebensbedingungen dort für viele scheinbar sind, hat immer die Hoffnung, es eines Tages auch zu schaffen.“
King Ampaw
„In schlichten Bildern und ohne Sentimentalität schildert der Film die Auswirkungen der Armut auf das Zusammenleben von Menschen.“
Lexikon des internationalen Films
„Die Stärke des Films liegt darin, das er unspektakulär, ohne Sentimentalität und unter Verzicht auf melodramatische Effekte erzählt. Die Kamera übernimmt die Rolle eines neutralen Beobachters, in langen ruhigen Einstellungen registriert sie das Leben auf dem Land und in der Stadt, macht die Personen glaubhaft, indem sie ihr Verhalten aus ihrer geografischen wie sozialen Umwelt heraus erklärt.“
filmdienst
”Ebenso schlicht wie wichtig!“
Frankfurter Rundschau
„Kukurantumi erzählt keine weltbewegenden Ereignisse, er ist nur selten dramatisch. Und dennoch ist Addeys Geschichte spannend. Sie wird getragen von der Spannung, in der diese Menschen leben. Ihre Familien werden zerrissen zwischen dem traditionellen Leben auf dem Land und dem „Fortschritt“: eigenes Auto, eigenes Haus, eigener Fernseher.“
Spektrum Film