Before, Now & Then

Nanas Mann ist in den politischen Wirren verschollen. Sie findet Zuflucht bei einem reichen Sundanesen, doch nachts holen sie die Erinnerungen ein. Durch eine heilsame Begegnung gelingt es ihr, sich aus dem engen bürgerlichen Korsett zu befreien. Kamila Andini betrachtet die Emanzipation der Frau in diesem berauschenden Film im Spiegel der Geschichte. Das Berlinale-Highlight wurde mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet.

In den 1960er-Jahren kam es in Indonesien zu einem gewaltvollen Putsch, in dessen Verlauf Präsident Sukarno durch General Suharto abgelöst wurde. Auch die sanfte, schöne Nana haben die dramatischen Ereignisse damals mitgenommen. Ihr Ehemann war während der japanischen Besatzung entführt und verschleppt worden. Sie konnte zwar dem Anführer entkommen, der sie zur Heirat zwingen wollte, doch der Vorfall kostete ihren Vater das Leben und trieb sie in die Armut. Jahre später führt sie als zweite Frau eines wohlhabenden Sundanesen mit den drei Kindern und einem Dienstmädchen an ihrer Seite ein angenehmes Leben. Aber in ihren Träumen holt die Vergangenheit sie ein.

Kamila Andini, die wir bereits für ihren jugendlich verspielten Spielfim Yuni bewundern konnten, nimmt in Before, Now & Then bei ihrer zurückhaltend-eleganten Regieführung den Blickwinkel ihrer Protagonistin ein. Der mutmassliche Tod des früheren Ehemanns treibt die geheimnisvolle Nana um. Ihre Erinnerungen sind – vielleicht zu ihrem Segen – lückenhaft und gegenwärtig. Die Ungewissheit, die den ganzen Film durchdringt, macht ihn zusammen mit der opulenten Bildgestaltung und dem feinen Sinn für Nostalgie zum elegischen Wunderwerk. In einem Meer aus Widrigkeiten, verursacht durch männliches Verhalten, wird eine unerwartete Frauenfreundschaft zum Rettungsanker. Musik und Bildgestaltung erinnern an Wong Kar-Wais Ode an die unerfüllte Liebe. Before, Now & Then wirkt in der Betrachtung des Patriarchats aus weiblicher Sicht zeitlos und stark.

Festivals & Auszeichnungen

Berlinale 2022
Silberner Bär

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Credits

Originaltitel
Before, Now & Then
Titel
Before, Now & Then
Regie
Kamila Andini
Land
Indonesien
Jahr
2022
Drehbuch
Kamila Andini
Montage
Ahmad Fesdi Anggoro
Musik
Ricky Lionardi
Kamera
Batara Goempar
Ton
Trisno, Nakorn Kositpaisal
KostĂĽme
Retno Ratih Damayanti
Ausstattung
Vida Sylvia
Produktion
Fourcolours Films - Ifa Isfansyah, Gita Fara
Formate
Blu-ray, DCP
Länge
103 Min.
Sprache
Indonesisch/d/f
Schauspieler:innen
Happy Salma (Nana), Laura Basuki (Ino), Arswendy Bening Swara (Mr. Darga), Ibnu Jamil (Raden Icang), Rieke Diah Pitaloka (Ningsih), Chempa Puteri (Young Dais), Arawinda Kirana (Dais)

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Pressestimmen

«Kamila Andini ist ein grosses Talent, das weibliche Stärke sichtbar macht. Eine einnehmende, berührende Filmerfahrung.» Aargauer Zeitung, Silvia Posavec

«Envoûté·e, on traverse ce film comme un rêve éveillé, parsemé de signes à décrypter et indices à recouper.» Le Courrier, Mathieu Loewer

«Kamila Andini nutzt die von Gewalt geprägte Historie Indonesiens als Folie für eine Geschichte der Gefühle – durchsetzt von Traumlogik, tauchen die Themen Kolonialismus, Autokratie und Befreiung wie in einem Zerrspiegel auf und werfen ihre Schatten.» Die Wochenzeitung, Barbara Schweizerhof

«La caméra suit avec délicatesse les gestes et la démarche de Nana, la musique omniprésente et envoutante accompagne cette histoire éternelle de renaissance.» by the lake, Virginie Hours

«Der Film hat seine Geheimnisse und ist damit im Einklang mit seiner Hauptfigur.» SRF Kultur, Georges Wyrsch

«Devant la perfection chorégraphique de certains plans-séquences, l’on songe irrésistiblement aux grands mélos de Wong Kar-Wai, période «In the Mood for Love», ce qui n’est pas peu écrire!» ARCinfo, Vincent Adatte

«Ihre Geschichte erzählt Kamila Andini vor dem Hintergrund einer komplexen Landesgeschichte und es gelingt ihr, diese zu vermitteln, ohne das Publikum zu überfordern.» Luzerner Zeitung

«Die 60er-Jahre-Nostalgie, die Songklassiker und sogar einzelne Einstellungen zitieren den Wong-Kar-Wai-Film In the Mood for Love.» Züritipp, Gregor Schenker

«Konsequente und sinnliche Bildsprache.» Neue Zürcher Zeitung / NZZ am Sonntag, Teresa Vena

«Onirique, gracieux et plastiquement superbe: voilà ce qui vient à l’esprit lorsque défile le générique de Nana – Une Femme indonésienne.» Cineman, Damien Brodard

«Der Film zeigt eindringlich, wie sich das damalige Indonesien aus der Perspektive einer Frau angefühlt haben muss.» Amnesty Magazin, Astrid Herrmann

«Regisseurin Kamila Andini stellt eine edel-unscheinbare Überlebenskünstlerin in den Mittelpunkt ihrer Erzählung, deren Bild sich erst allmählich zusammensetzt.» Bieler Tagblatt

«Tout dans ce film, de la photographie à la musique et surtout au jeu des actrices, respire la grâce, l’intelligence et la volupté.» L’Educateur, Marc Houvet

«Was den Film auszeichnet, ist das tiefe Verständnis für die Gefühlswelt und die jeweilige Entwicklung der Protagonistin. Wir begleiten Nana auf ihrer emanzipatorischen Reise. Eine Wohltat.» arttv

«In wunderschönen Bildern fängt die Kamera die Figuren in einem detailverliebten Set voller greifbarer Patina ohne Pathos ein.» St. Galler Tagblatt

«Kamila Andinis stolze Filmheldin bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg in die Freiheit.» bz – Zeitung für die Region Basel

«Betörend schöne Bilder.» Filmnetz, Walter Gasperi

«Von der Poesie einer Befreiung.» Seniorweb, Hanspeter Stalder

«Der Film und die drei ineinandergehenden Episoden sind in wunderschöne Bilder eingebettet, musikalisch historisch unterlegt. Ein märchenhaftes, kleines Meisterwerk, durch das die damals bittere Realität durchschimmert und die weibliche Emanzipation im Spiegel der Geschichte subtil aufzeigt.» Movie-Eye

«Eine unerwartete, befreiende Freundschaft.» 20 Minuten, Alisa Fäh

«Zeitlos und stark.» Aargauer Kulturmagazin

«Sinnlichkeit und sanfter Widerstand: Nana mutet oft wie eine indonesische Version von Wong Kar-Wais In the Mood for Love an.» tipBerlin

«Vielleicht sind es die Erinnerungen, die sie in ihrem neuen feudalen Heim nie haben heimisch werden lassen. Vielleicht fühlt sie sich auch nur wie ein weiteres edles Möbelstück ihres Ehemanns, der ohnehin nur noch Augen für seine Geliebte hat. Die indonesische Regisseurin Kamila Andini lässt in ihrer melancholischen Heldin langsam den Wunsch nach Veränderung wachsen. Mit Nana erwachen auch die elegischen Bildkompositionen aus ihrer Schwermut. Die Opulenz weicht der Schönheit eines Befreiungsprozesses, der sich ganz langsam vor unseren Augen vollzieht.» Zeit Online, Anke Leweke

«Kamila Andini, die mit ihrem Film die Erfahrungen der Mutter Jais Dargas, ihrer ausführenden Produzentin verarbeitet, kleidet die Geschichte in elegante, opulente Bilder, die die zarten Figuren jedoch nie im historischen Dekor ersticken. Solidarisch mit der Perspektive ihrer Protagonistin scheut sie sich nicht vor Nostalgie und dem Schwelgen in schönen Dingen, Farben und Stoffen. Und sie lässt sich Zeit: für die Rituale des Alltags, das Haarefärben, das Arrangieren von Blumen, für Festlichkeiten, Tänze und immer wieder: Musik.» Tagesspiegel

«Die indonesische Regisseurin Kamila Andini erzählt in ihrem Wettbewerbsbeitrag Nana die Geschichte einer Emanzipation.» Märkische Allgemeine

«Wong Kar-Wai trifft Apichatpong Weerasethakul in einem fesselnden politischen Drama.» Variety