Kambodscha ist während Jahren in den Schlagzeilen unserer Medien aufgetaucht: Krieg zunächst, Vernichtungslager später und das Terrorregime einer Guerillaorganisation. In letzter Zeit ist es ruhiger geworden im Nachbarland zu Vietnam. Seit 1993 entwickelt sich zaghaft eine Demokratie. Die Rote Khmer unter Pol Pot hat aufgegeben, der Führer ist tot. Vor dem Hintergrund des endlich erlangten Friedens siedelt der kambodschanische Regisseur Rithy Panh («Les gens de la rizière») seinen zweiten Spielfilm an. «Un soir après la guerre», der Titel sagt es bereits, blickt auf die Zeit nach dem Krieg, auf jene fragile Phase, in der die Menschen mit einem gewöhnlichen Alltag umgehen lernen und gleichzeitig das Gewesene verarbeiten müssen. Savannah ist 28 Jahre jung, als er nach Phnom Penh zurückkehrt. Vier Jahre lang hat er gegen die Roten Khmer gekämpft, im ganzen Leben nie etwas anderes als Krieg in seinem Land gesehen. In der Hauptstadt lernt er Srey Poeuv kennen, eine junge Frau, die von ihrer Familie an einen Zuhälter verkauft worden war, als es ums nackte Überleben ging. Savannah möchte mit Srey zusammen leben, doch die Umstände machen dies nicht einfach. Sie ist 19-jährig und stellt fest, dass ihr nichts gehört, «nicht einmal die Liebe.»
Hat sich Rithy Panh in seinem Erstling der Familie und dem Leben auf dem Land gewidmet, so betrachtet er hier die Stadt und die Beziehungen zwischen den Menschen, die da leben. Der Film ist von der jungen Frau aus dem Heute heraus in grossen Rückblenden ins Jahr 1992 erzählt. Sie musste ihre Liebe verlieren, um zu sich zu finden. Lachen und Weinen sind in dieser Geschichte keinen Atemzug voneinander getrennt. «Warum weinst Du?» fragt der Mann seine Liebste. «Ich bin glücklich», antwortet sie ihm. Savannah und Srey möchten im Prinzip nur eines: Die Menschenwürde wieder erlangen. Und Rithy Panh führt uns vor Augen, wie schwierig dies nach all den Jahren von Krieg und Terror geworden ist, in einem wunderschönen Land, in dem die Menschen sich mehr an den Tod als an das Leben gewöhnt haben.
Walter Ruggle
Originaltitel | Un soir après la guerre | ||||||||||||||||
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Deutscher Titel | Ein Abend nach dem Krieg | ||||||||||||||||
Französischer Titel | Un soir après la guerre | ||||||||||||||||
Andere Titel | Una serata dopo la guerra | ||||||||||||||||
RegisseurIn | Rithy Panh | ||||||||||||||||
Land | Kambodscha | ||||||||||||||||
Kinoformate | 35mm, DVD | ||||||||||||||||
Drehbuch | Rithy Panh, Eve Deboise | ||||||||||||||||
Montage | Marie-Christine Rougerie | ||||||||||||||||
Musik | Marc Marder | ||||||||||||||||
Kamera | Christophe Pollock | ||||||||||||||||
Ton | Eric Vaucher, Gérard Lamps | ||||||||||||||||
Produktion | JBA Productions, Paris; Thelma Film AG, Zürich; La Sept-Cinéma, Paris | ||||||||||||||||
Länge | 113 Min. | ||||||||||||||||
Sprache | Khmer, Französisch/d/f oder i | ||||||||||||||||
SchauspielerInnen |
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