Borges - Los libros y la noche
Um den hundertsten Geburtstag von Jorge Luis Borges zu feiern, hat Tristán Bauer einen ausgesprochen anregenden Filmessay gestaltet: Gekonnt, respektvoll und poetisch vermischt er Archivdokumente, Gespräche und Fotos zum Leben des Schriftstellers, die Borges' politische Haltung, seine Probleme mit dem Perón Regime und seine internationalen Erfolge widerspiegeln. Tristán Bauer beschränkt sich nicht auf eine Historikerarbeit, er rekonstruiert nüchtern und subtil die Welt des Schriftstellers: unendliche Brunnen der seltsamen Bibliothek von Babel, zahlreiche Gänge, Kreise, Spiegel, Treppen und Sechsecke.
Auf der Suche nach Borges' Welt und nach ihrer Fiktion gelingt es ihm, die Atmosphäre der Gedichte und Geschichten, der literarischen und metaphysischen Obsessionen des Schriftstellers wiederzugeben. Der Film handelt in Dokumentar- und Spielfilmsequenzen vom Leben und Werk von einem der bedeutendsten spanischsprachigen Schriftsteller, und stellt Archivdokumente der faszinierenden Welt unendlicher Bibliotheks- und Bücherlabyrinthe gegenüber. Walter Santa Ana spielt die vom argentinischen Schriftsteller geschaffene Figur, die niemand anders als Borges selbst ist.
Walter Ruggle
Festivals & Auszeichnungen
La Habana 1999
Credits
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Pressestimmen
Irgendwo auf diesem Weg zwischen Borges und Borges ist der 41-jährige argentinische Regisseur Tristan Bauer eingestiegen. Den Dichter in seinen letzten Lebensjahren hat er sich vorgenommen. ?Los libros y la noche? (Die Bücher und die Nacht) heisst sein zwischen Dokument und Fiktion sich bewegender Film. Das Wort ?Bücher? steht für des Dichters Hauptbeschäftigung, ein langes Leben lang, das Wort ?Nacht? für seine Blindheit. Für das Wortpaar existiert ein biografisches Scharnier. Im gleichen Jahr, 1955, in dem Argentiniens Machthaber Juan Perón, den Borges hasste, gestürzt wurde und die sich etablierenden Militärs den Dichter zum Direktor der Nationalbibliothek in Buenos Aires ernannten, im selben Jahr also in dem er ins Paradies eintrat, erfuhr er, dass er vollständig erblinden würde. Ab 1956 konnte er nichts mehr sehen, nicht mehr lesen, kaum mehr schreiben. Sein Werk ist trotzdem bis zu seinem Tod in Genf, 1986, dank der Hilfe wechselnder Mitarbeiterinnen, gewaltig gewachsen.
Christoph Kuhn