Sibaji

von Kwon-taek Im, Südkorea, 1987
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Kwon-taek Ims Filme erinnern in ihrer Schlichtheit und der Zuwendung auf unterdrückte Frauen an den Japaner Kenij Mizoguchi. Der Koreaner winkt, auf einen Einfluss angesprochen, rasch ab. Europäische Filmkritiker würden ihn immer wieder auf seine Beziehung zu Mizoguchi ansprechen, aber er habe vor drei Jahren bei einer Reise nach Japan zum ersten Mal einen Film des Japaners gesehen. "Ich weilte in Tokio und wollte mir endlich einmal zeigen lassen, was jener Mann, von dem ich beeinflusst sein soll, gedreht hat." Mizoguchi mag also bestenfalls als Verweis dienen. Lange Jahre hat Kwon-taek Im um seinen Status als unabhängiger Filmemacher kämpfen müssen und dabei auch manch eine Produktion übernommen, zu der er im Nachhinein nicht mehr voll stehen will. Im Verlauf der achtziger Jahre, das heisst nach der Diktatur Park Chung-Li's, entwickelte er sich dank der gewonnenen Freiheit zu einem wirklich eigenständigen Autor: Er kann einen Film wie "Sibaji" mit einem Thema, das ihm selber wichtig erscheint, so gestalten, wie er es will.
Was interessierte ihn dann an dieser Geschichte aus der Vergangenheit? "Es ging mir darum, die Männergesellschaft anhand der Leihmutterschaft vor Augen zu führen, denn diese Einrichtung existierte ja bloss, um einen männlichen Erbfolger zu sichern." Hauptgrund dafür, so Kwon-taek Im, sei der ausgesprochen wichtige Ahnenkult in Korea, der ein Ritual vorsehe, das nur von Söhnen ausgeübt werden kann. Sie müssten den Eltern helfen, sich im Jenseits wohl zu fühlen. "Für die Eltern bedeutet dies, dass ihr seelisches Wohlbefinden nach dem Tod von einem Sohn abhängig ist. Auch wenn die Zeit der Leihmutterschafft heute vorüber ist, so bleibt der Kerngedanke aktuell", und der ist Ausdruck einer männlich ausgerichteten Gesellschaft. Mit seinem Film wollte er die Probleme der Frauen zeigen und über sie die gesellschaftlichen Strukturen hinterfragen. Es gebe in Korea heute zwar viele Strömungen, die sich für die Demokratie aussprechen würden, aber "um eine wirkliche Demokratie zu schaffen, muss man erst einmal die Frau von der Familie befreien." Andererseits nimmt er über die Filme auch eine rückwärts gewandte Aufgabe wahr. "Ich denke, unser Kino hat eine Verantwortung, in den Jahren von Kriegswirren und Besatzung verlorengegangene Wurzeln wiederzufinden." "Bodhi Dharma", ein anderer koreanischer Film, hat in der Schweiz einen überwältigenden Erfolg gefeiert. Mich nahm es wunder, ob jene Exotik, die viele hier in Filme aus Ländern wie Korea lockt, auch umgekehrt für Koreaner in Bezug auf den europäischen Film existiert. Kwon-taek Im weicht aus; er findet kaum Zeit, ins Kino zu gehen, zu sehr sei er selber mit Filmemachen beschäftigt.
Walter Ruggle

Festivals & Auszeichnungen

Venice Film Festival
Best Actress
Asia-Pacific Film Festival
Best Director, Best Film, Best Supporting Actress
Faro Island Film Festival
Best Actress
Korean Association of Film Critics Awards
Best Cinematography
Nantes Three Continents Festival
Best Actress, Best Costume Design, Best Production Design

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Credits

Originaltitel
Sibaji
Titel
Sibaji
Regie
Kwon-taek Im
Land
Südkorea
Jahr
1987
Drehbuch
Im Kwon-taek
Montage
Sun-duk Park
Musik
Byung-ha Shin
Kamera
Joong-mo Goo
Produktion
Do-hwan Jeong
Formate
35mm
Länge
94 Min.
Sprache
Koreanisch/d/f
Schauspieler:innen
Soo-yeon Kang, Goo-soon Lee, Eun-jin Han, Hee Bang, Yang-ha Yoon

Pro Material

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Vorführdatum Vorführung
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Pressestimmen

«Im Kwon-taek erzählt analytisch wie eh und je. Das Melodrama, das in dieser Geschichte steckt, wird ganz Struktur der Beobachtung. Die Kamera wie der Film erfassen präzise, beziehen aber nicht Stellung. Nicht weil die Stellung zum Geschehen nicht klar wäre und klar sein muss, sondern gerade, weil sie es ist.»

Ekkehard Knörer, jump-cut

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Im Kwon-taek:

«Ich wollte versuchen, Geschichte zu vergegenwärtigen, um so Situationen und Entwicklungen in der koreanischen Gegenwart besser analysieren zu können. Sibaji ist ein Film, der sich mit den konventionellen Glaubensformen der Koreaner auseinander setzt. Es geht konkret um die Bevorzugung der Söhne - eine Haltung, die mit dem Ahnenkult und seiner Tradition eng zusammenhängt.»